Zwei Dramaserien mit Prädikat „Weltklasse“ holen sich die ersten zwei Plätze. Aber auch die lustigen Serien haben es Hari List im Jahr 2015 angetan.
Platz 10 – „12 Monkeys“
Es hat schon im Vorjahr mit „From Dusk Till Dawn“ begonnen: gute Filmstoffe werden ins Medium TV-Serie übertragen, neu gestaltet und schaffen ein passables Fernseherlebnis. Dass man dabei nicht zu sehr mit dem Original vergleichen darf, sollte jedem klar sein. „12 Monkeys“ (SyFy) kommt ohne große Stars vor oder hinter der Kamera aus, hatte aber in der ersten Staffel an Spannung und Optik einiges zu bieten und forderte den Zuseher auch geistig. Eine zweite Staffel ist bereits fertig und wird ab April 2016 ausgestrahlt werden.
Platz 9 – Funny Netflix
Mit „Grace & Frankie“, „Unbreakable Kimmy Schmidt“ und „Master of None“ starteten 2015 gleich drei hervorragende Comedys bei Netflix. Das sind keine redundanten, formelhaften Sitcoms, wie sie die Networks bieten, sondern Serien, die zu Nachdenken und Diskurs anregen, genauso sehr, wie sie unterhalten. Gemeinsam mit der zweiten Staffel „Bojack Horseman“ hat man bei Netflix eine ordentliche Grundlage für die Zukunft geschaffen (und hat noch einiges in petto). Die (Network-)Konkurrenz kann sich schon einmal warm anziehen und wird, in dem sie möglichst lang an ihren wenigen Zugpferden wie „The Big Bang Theory“ festhält, ihr eigenes Grab selbst weiterschaufeln. Weiter so, Netflix.
Platz 8 – „House of Cards”, 3. Staffel
Ich lasse mir mein “House of Cards” nicht schlecht reden. Ja, die Faszination der ersten zwei Staffeln hat in der aktuellen ein wenig nachgelassen. Viele Kritiker sprechen der Serie den Realitätsbezug jetzt endgültig ab, der war aber auch nie der Anspruch. Es handelt sich um ein grandioses Ränkespiel im Haifischbecken Washington, D.C., das Shakespeare stolz machen würde. Und das funktioniert noch immer hervorragend.
Platz 7 – „Show me a Hero“
Die Welt ist noch nicht bereit und bei uns war die Miniserie von David Simon noch gar nicht zu sehen. Das ändert aber nichts daran, dass HBO eine kleine (based on a real) Story in kleinem Umfang erzählt, die auch für uns heute einiges an Diskussionstoff mitbringt. Wir haben dazu auch gepodcastet. Solche hervorragend gemachten Kleinstaffeln/Serien kann es gerne öfter geben (siehe Anthologieserien).
Platz 6 – „Parks and Recreation“, 7. Staffel
Ein letztes Lob auf eine der lustigsten Serien der vergangenen Jahre. Die kleine Behörde im fiktiven Pawnee, Indiana hat uns viele heitere Momente geschenkt und durch ihr grandioses Casting viele neue Stars hervorgebracht. Dass man in der letzten Staffel in die Zukunft ging, war noch einmal ein würdiger Abschluss.
Außer Konkurrenz – „Galavant”
Wenn es schon einmal wieder eine Musicalserie gibt, dann muss ich sie erwähnen. Die acht Folgen von “Galavant” liefen in vier Wochen während einer Pause von “Once Upon a Time” auf dessen Sendeplatz auf ABC und sprach auch das gleiche Publikum an. Aus dem einmaligen Spaß wird mehr, es wird eine zweite Staffel geben. Wenn Sie sich den Trailer anschauen, dann auf eigene Gefahr.
Platz 5 – „Archer“, 6. Staffel
Meine persönliche Neuentdeckung des Jahres. Wozu brauch ich noch James Bond, wenn ich Sterling Archer haben kann? Ich war nie der große Fan von animierten Serien und es hat auch lange gedauert, bis sich die vielen Empfehlungen nicht mehr länger ignorieren ließen. Es hat sich ausgezahlt und wird jetzt auch von mir uneingeschränkt empfohlen. Man könnte es Agentensatire nennen, aber das würde “Archer” nicht einmal ansatzweise gerecht werden. Und Running Gags bekommen hier eine ganz neue Benchmark.
Platz 4 – „Master of None”
Aus den Netflix-Komödien ragt „Master of None“ noch einmal besonders hervor. Eine genaue Besprechung könnt ihr im Podcast nachhören.
Platz 3 – „South Park“, 19. Staffel
In der 18. Staffel ist “South Park” endgültig erwachsen geworden. Nicht, dass man bisher eine Serie für Kinder gewesen ist, aber jetzt erzählt man endgültig seriell und stellt die vier Kinder noch weiter in den Hintergrund. Bereits in der Staffel zuvor hatten Ereignisse Konsequenzen, aber jetzt geht man noch eine Stufe weiter und erzählt einen staffelübergreifenden Bogen, der in einem dreiteiligen Finale gipfelt. Dass man dabei die bisherige USP des Aktualitätsbezugs nicht aufgibt (und sich dabei an ganz heiße Eisen wagt), ist den Autoren rund um Tray Parker und Matt Stone hoch anzurechnen.
Platz 2 – „The Affair“, 2. Staffel
Die erste Staffel war großartig, die zweite ist schlicht grandios. Dass man die Geschichte auch auf die Betrogenen (Helen und Cole) ausgedehnt hat und auch aus deren Perspektive erzählt, hebt die Serie noch einmal auf eine neue Ebene. Da wird gekonnt mit Zeitebenen gespielt, wo man mitdenken muss. Ein paar weniger grandiose Momente kann man ignorieren, die stören das Gesamtbild nicht wirklich. Im Gegenteil geben sie Anlass zur Diskussion (wie zum Beispiel in unserem Podcast) und wenn es nur ein Beispiel braucht, dass Serien die neuen Romane sind, dann steht “The Affair” ganz oben auf der Liste der Beispiele.
Platz 1 – „The Knick“, 2. Staffel
Knapp holt sich die zweite Staffel von „The Knick“ den Sieg. Das liegt hauptsächlich daran, dass mit Steven Soderbergh ein absoluter Könner bei allen Folgen Regie, Kamera und Schnitt verantwortet hat und die Serie sich seit zwei Staffeln zwar wie eine echte Serie (also Aneinanderreihung) anfühlt, aber trotzdem wie aus einem Guss wirkt. Das man, in einer der spannendsten Zeiten der amerikanischen Geschichte angesiedelt, dem beliebten Krankenhausgenre eine völlig neue Perspektive abgewinnt, darf dabei nicht unerwähnt bleiben. Und drittens schafft man das, ohne sich der prüden Gewalt/Haut/Sprach-Zensur unterwerfen zu müssen, weil man beim HBO-Schwesterchen Cinemax keinerlei Beschränkungen unterliegt.
Und was waren eure Lieblingsserien 2015?