Mit „Dit is Fußball!“ startet auf TELE 5 die erste selbstproduzierte Comedy-(Mini-)Serie des Senders – so zumindest die offizielle Version. Wir haben reingeschaut.
„Dit is Fußball!“ handelt von einem Kreisligaverein in der Krise: Finanziell ist tote Hose, der Trainer versumpft in der Spielhölle und die Spieler bezeichnen sich selbst schon als Gurkentruppe. Selbst der Enthusiasmus der vier Ultralettes Niki, Betty, Marie und Krissi kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Verein wohl dem Abstieg geweiht ist. Gerade als der Strom ausfällt (was das vergangene Spiel gut widerspiegelt), schlägt der Präsident aber die rettende Idee vor: BEEGY erneuerbare Energie.
Ein schwieriger Balanceakt
Mit einem Marktanteil von knapp einem Prozent kann sich TELE 5 in Sachen Eigenproduktionen nicht viel leisten. Für „Dit is Fußball!“ ist die vorrangigste Leistung der Münchner allerdings die Bereitstellung des Sendeplatzes (und das ist mit Samstag, 19 Uhr 45 ein ausgesprochen guter), denn das Studentenprojekt von der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf wurde vom Energiekonzern BEEGY initiiert. Mit „Dit is Fußball!“ will man also nicht nur ein Publikum erreichen, sondern soll auch noch eine deutliche Werbebotschaft vermitteln. Ausgestattet mit einem wohl nur sehr kleinen Budget begibt sich das Team da auf einen schwierigen Balanceakt.
Dass es sich dabei um ein Studentenprojekt handelt, ist der Serie auf den ersten Blick gar nicht anzumerken. Alle Hauptfiguren sind professionell besetzt, produktionstechnisch gibt es nichts zu meckern. Ab und zu bleibt mal ein Satz unverständlich, aber im Großen und Ganzen hat man hier sehr ansehnliche Arbeit geleistet. Ein paar künstlerische Entscheidungen sind fragwürdig – Nebendarsteller Oliver Kalkofes Figur bekommt einen 30-sekündigen, nicht witzigen, nicht relevanten und gänzlich entbehrlichen Monolog spendiert, was nicht Kalkofes Schuld ist –, aber fallen schlussendlich nicht schwer ins Gewicht. Hervorheben muss man die gelungene Musik: passend, pfiffig und mit hohem Wiedererkennungswert.
Obwohl es sich bei Fußball ja um eines der beliebtesten Themen der Welt und insbesondere des deutschsprachigen Raums handelt, gibt es kaum Filme oder TV-Serien, die sich mit dem runden Leder beschäftigen. Das hat viele Gründe: Eine Mannschaft allein besteht schon aus knapp 15 bis 20 Figuren – wie soll man sich da auf einige wenige konzentrieren, während man die anderen ganz außer Acht lässt? Von den anderen Nebenfiguren und unzähligen Rivalen ganz abgesehen. „Dit is Fußball!“ bringt eine einigermaßen bunt gemischte Truppe an den Start (naja, bis auf die Hautfarbe – dafür finden sich aber erstaunlich viele Damen im Cast), die schnell auseinanderzuhalten sind. Charakterisiert wird großteils effizient – 23 Minuten sind dennoch nicht genügend Zeit, um wirklich in die Tiefe zu gehen.
Zudem scheint es ausgesprochen schwierig zu sein, eine fiktionale Fußball-Spielszene auf der Mattscheibe authentisch wirken zu lassen, nicht zuletzt dank der Verletzungsgefahr für die Schauspieler. „Dit is Fußball!“ umgeht dieses Problem, indem die Fußball-Action auf Comedy gespielt wird. Das ist teilweise ganz witzig – gewisse Inszenierungsprobleme lassen sich aber doch nicht leugnen.
„Dit is Fußball!“ macht es sich aber auch nicht leicht – nicht nur mit der großen Anzahl der Figuren und den Fußballszenen, sondern auch mit dem Energiekonzern. Präsident Joe präsentiert uns den als ultimative Lösung, wie der Club finanziell und sportlich gerettet werden soll – leider bleibt die Pilotfolge dabei nicht nur vage, sondern konfus. Wenn der SBC Torpedo schon nicht genug Kohle hat, um seinen Strom zu bezahlen, wie soll dann alternativer Strom die Lösung sein? Auf seiner Homepage wirbt BEEGY mit einer langfristigen Ersparnis – der SBC Torpedo braucht die Knete allerdings dringend. Dass die Produktplatzierung offenkundig ist, sollte bei der großzügigen Unterstützung des Konzerns weder überraschen noch ärgern; dass das Konzept des Konzerns allerdings so falsch dargestellt wird, ist sehr wohl ein Problem. Vielleicht kann Folge 2 da ein wenig mehr Licht in die Sache bringen.
Gelungene Komödie
Was der Serie fehlt, ist ein echter Protagonist. Präsident Joe ist sich seiner Sache stets zu sicher, als dass man sich mit ihm identifizieren könnte. Kevin (die frustrierte Gurke) besitzt nicht genug Enthusiasmus für den SBC Torpedo. Und die Ultralettes sind zwar unterhaltsam und meinen es gut, tragen aber nichts Nennenswertes zur Rettung des Vereins bei. Sicher: Fußball ist ein Teamsport, und kein Spieler sollte wichtiger sein als das Team. Für eine Serie taugt das aber nur bedingt; mit einer Identifikationsfigur wäre es leichter, um das Schicksal des Fußballclubs mitzubangen. Auch ein besserer Cliffhanger würde helfen, Lust auf mehr zu machen – ob „Dit is Fußball!“ seine Auftaktquoten halten kann, ist fraglich.
Oliver Rieche ist Showrunner und Autor der vierteiligen Comedyserie. Vielleicht ist es zu früh, nach einer Folge bereits dramaturgische Kritik anzubringen, in Sachen Dialoge kann man der Serie jetzt schon Komplimente aussprechen: Sie schafft es, den Amateur-Fußballjargon auf sehr witzige Weise zu interpretieren. „Guckt ma auf’n Tacho“, „so enge Jeans machen noch keinen Mick Jagger“ oder die Bezeichnung des Clublokals als „Casino“ sind nur einige der glänzend landenden Kracher. Auch visuelle Gags wie diverse Details der kleinen Rempelei in der Auftaktfolge gelingen. Es gibt auch ein paar Witze, die gar nicht zünden wollen – neben Kalkofes Monolog sei der misslungene Kopfball erwähnt, dem ein misslungener Dialog folgt -, dennoch wird „Dit is Fußball!“ der Bezeichnung Comedy mehr als gerecht.
Erste Liga
Mit dem Piloten von „Dit is Fußball!“ ist den jungen Serienschöpfern eine witzige, kompetente Serie gelungen, die nicht bloß in der Kreisliga der Serien mitspielt – auch wenn’s für die Bundesliga doch nicht ganz reicht.
Die Pilotfolge hat TELE 5 auf YouTube hochgeladen, im regulären Programm läuft die vierteilige Serie ab dem 27.8. immer samstags um 19 Uhr 45 .