Der Genrefilm hat in Deutschland eine große Tradition, die aber irgendwann nach dem Krieg abriss. Auf einem Symposium in Köln will das Filmbüro NW am 10. Dezember mit Filmemachern, Produzenten und Experten diskutieren, welche Chancen Genres wie Horror, Thriller und Science-Fiction dem verschlafenen deutschen Kino heute bieten könnten.
Dass die Frage, wie deutsche Genrefilme heute aussehen könnten, deutsche Filmemacher und -fans noch immer stark beschäftigt, war nicht nur neulich bei der Tagung zur deutschen Filmgeschichte während der Cologne Conference zu merken, auf der auch Dominik Graf einen neuen Dokumentarfilm zum Thema vorstellte. In den 1920er Jahren erlangte das deutsche Kino mit Stummfilmen wie „Dr. Caligari“ und „Nosferatu“ Weltruhm, in den 1950ern und 1960ern gab es immerhin noch Edgar Wallace, seit den 1980er Jahren scheint das hiesige Kino aber nur noch aus Komödien (und „Autoren-Dramen“) zu bestehen. Vereinzelt gibt es jedoch immer wieder Regisseure, die etwas Anderes wagen, vor allem die österreichischen Nachbarn waren hier in den vergangenen Jahren mit dem Alpenwestern „Das finstere Tal“ oder dem Horrorfilm „Blutgletscher“ erfolgreich.
Wie könnten deutsche Genrefilme an die alte reichhaltige Tradition anknüpfen, wie können sie sich von internationalen Produktionen abheben? Also: Wie deutsch kann der „Neue Deutsche Genrefilm“ sein? Wie lässt er sich vermarkten, in welchen Medien finden Genregeschichten heute ihr Publikum – vielleicht eher als Fernsehserie oder Computerspiel? Welche Chancen bieten Genreerzählungen für den gebeutelten deutschen Film insgesamt? Diese Fragen beschäftigen die Teilnehmer des Symposiums „Von Caligari bis ins finstere Tal. Der neue deutsche Genrefilm – Wunschdenken oder Realität?“ im Kölner Filmforum, darunter „Blutgletscher“-Regisseur Marvin Kren und Filmredakteure von ZDF und WDR, in Vorträgen, Fallstudien und Paneldiskussionen.
Veranstaltungsort am Donnerstag, den 10. Dezember, ist das Filmforum NRW im Museum Ludwig, Bischofsgartenstr. 1 in Köln. Der Eintritt beträgt 20 Euro, für Studierende zehn Euro. Anmeldung erbeten unter info@filmbuero-nw.de.
Das Programm:
10:00 – Begrüßungen
10:15 – Keynote: Von Caligari bis ins finstere Tal – Der deutsche Genrefilm in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Daniel Kothenschulte (Filmjournalist)
11:00 – Case Study: Von „Wir sind die Nacht“ von Dennis Gansel, über „Tape_13“ von Axel Stein bis hin zu „Blood Red Sky“ von Peter Thorwarth – Wie produziert man heute Genrefilme? Die klassischen und andere Wege der Finanzierung.
Christian Becker (Produzent, Rat Pack Filmproduktion)
Benjamin Munz (Produzent, Rat Pack Filmproduktion)
12:00 – Diskussionsrunde: Ist deutscher Horror Kassengift? Warum phantastisches Kino aus Deutschland auf unserem Kinomarkt oft schlechte Karten hat.
Marvin Kren (Regisseur, „Rammbock“, „Blutgletscher“)
Benjamin Munz (Produzent, Rat Pack Filmproduktion)
Frank Tönsmann (Redakteur, WDR)
Peter Thorwarth (Regisseur, „Blood Red Sky”)
Moderation: Daniel Kothenschulte
13:00 – Mittagspause
14:00 – Vortrag: Selfie from Hell – Wie schafft man den viralen Hype?
Meelah Adams (freie Produzentin, „Selfie from Hell”)
14:30 – Vortrag: Mit dem Zweiten schreit man besser. Das kleine Fernsehspiel des ZDF als Nachwuchswerkstatt für Genrefilme.
Christian Cloos (Redakteur, ZDF Das kleine Fernsehspiel)
15:00 – Vortrag: Elevated Genre – Helfen künstlerische Konzepte, international zu reüssieren?
Huan Vu (Regisseur, „Die Farbe“)
15:30 – Kaffeepause
16:00 – Case Study: Der Familienfilm als Genreinsel – „Mara und der Feuerbringer“
Tommy Krappweis (Autor und Regisseur)
16:30 – Diskussionsrunde: Blut, Schweiß und Kreisch! Der Weg des Genrefilms zum Publikum.
Christian Cloos (Redakteur, ZDF Das kleine Fernsehspiel)
Gundolf S. Freyermuth (Direktor, Cologne Game Lab der TH Köln)
Christian Becker (Produzent, Rat Pack Filmproduktion)
Frederike Dellert (Fantasy Filmfest)
Huan Vu (Regisseur, „Die Farbe“)
Moderation: Marcus Seibert
17:30 – Get Together