Best of 2015 #5 – Georg

(c) Lionsgate TV

Leser dieser Seite kennen mich bisher nur von den Podcasts mit Hari im Studio Wien. Diese Liste  könnte somit eine erste Einführung sein oder gleich einige von euch abschrecken. Wie die Form des Kuratierens meiner Ansicht nach eine Art Kommunikation darstellt und durch die Auswahl die Persönlichkeit des Kurators widerspiegelt, wird sie  entsprechend subjektiv ausfallen.

10. „Entourage“ – Der Film

Alias die neunte Staffel von „Entourage“ in Spielfilmlänge. Wie auch immer man zu der Serie „Entourage“ steht, und ich verstehe jeden der sie nicht mag oder sogar verabscheut, für mich bedeutet sie wohl eine der guilty pleasures, die eigentlich nicht gefallen sollte und es aber trotzdem tut. Für alle Fans der Serie fügt sich der Film perfekt in den Serienkosmos und funktioniert eher als überlanges Episodenspecial oder als eine ganze Staffel in 100 Minuten zusammengefasst, denn als eigentlicher Film, dessen mangelnde cineastische Qualitäten von Anfang an abzusehen waren. So dünn die Storylines innerhalb der Serie waren, hätte die Handlung des Films auch auf eine ganze Staffel ausgedehnt werden können, ohne dabei viel zu verlieren, weswegen es insofern Sinn macht, die Filmversion von „Entourage“ als weiteren Eintrag der Serie zu behandeln.

Die Jungs aus "Entourage": Älter, aber nicht unbedingt erwachsener.
Die Jungs aus „Entourage“: Älter, aber nicht unbedingt erwachsener. Foto: HBO

9. „Silicon Valley“ (Season 2)

Wie auch „Entourage“ auf HBO gelaufen, lassen sich neben dem gemeinsamen Heimatsender ein paar Parallelen zwischen den zwei Serien feststellen. Einerseits behandeln sie eine Gruppe von Männern in ihren 20ern und 30ern, deren Weltbild und im speziellen Frauenbild stark eingeschränkt ist, und wobei die Gruppendynamik zwischen den Charakteren neben dem satirischen Einblick in die Welt von Start-Ups und erfolgreichen Unternehmen im Silicon Valley, den Reiz der Serie ausmacht. Nur dass „Silicon Valley“ unter der Schirmherrschaft des Creators Mike Judge ungemein besser geschrieben und sensibler inszeniert ist. Zusätzlich ist die Serie trotz ihrer überspitzen Darstellung der beschriebenen Welt weitaus realistischer: Hier können die Protagonisten nach unzähligen Rückschlägen und unerwarteten Erfolgen auf persönlicher Ebene scheitern, ohne diesen Misserfolg als reines Comedy- Potenzial zu nutzen und damit weitere Facetten in die Dramaturgie der Serie einbringen.

Die Protagonisten aus "Silicon Valley" in typischer Steve Jobs-Manier. Foto: HBO
Die Protagonisten aus „Silicon Valley“ in typischer Steve-Jobs-Manier. Foto: HBO

8. „Maron“ (Season 3)

Als eine Serie, die selbst die Podcaster unter den Serienfans kaum kennen, verdient sich die auf den Erfahrungen von Podcaster-Größe und Comedian Marc Maron basierende Serie von IFC diesen Platz allein aus dem Grund, mehr Aufmerksamkeit für diese absolute Nischen-Serie zu generieren. Abgesehen davon scheint es, als hätte „Maron“ in der dritten Staffel endgültig zu sich selbst gefunden und mit dem Handlungsstrang rund um Marcs bevorstehende Internet-Talkshow ein Thema für die gesamte Staffel durchgezogen, während wir weiterhin Zeuge der persönlichen Probleme des Protagonisten werden und einen sonst in der Form nicht zu findenden Einblick in die Welt des Podcastings erhalten.

Marc Maron am Mikrofon im Interview mit Gaststar Jeff Garlin. Foto: IFC
Marc Maron am Mikrofon im Interview mit Gaststar Jeff Garlin. Foto: IFC

7. „Avengers: Age of Ultron“

Ich weiß, schon wieder ein Film auf der Liste einer Website, die sich auf serielles Erzählen im TV spezialisiert hat. Aber man bedenke nur, dass episodenhaftes Erzählen im Kino begonnen hat, bevor es das Fernsehen gab, so wie es nun im Internet auf wieder andere Weise fortgesetzt wird, und dass abgesehen vom neuesten Eintrag in den James-Bond-Kanon und dem mehr als zu erwartenden Erfolg von „Star Wars Episode VII“ kaum eine Filmserie so gelungen das serielle Erzählen im Kino (und mit „Daredevil“und „Jessica Jones“ auch im nicht-linearen TV) gelingt, wie dem MCU (Marvel Cinematic Universe). Neben „Iron Man“, „Captain America“ und „Thor“ 1,2,3 stellen die Avengers-Filme die ultimativen Crossover-Episoden dar, wobei in den Filmen der einzelnen Superhelden die überspannende Handlung weitergeführt wird, die anderen Helden-Kollegen immer vermehrter auftreten, und mit Thanos eine Figur unter der von Joss Whedon geprägten Bezeichnung Big Bad auftritt und dessen Suche nach den Infinity Stones die ganze Staffel, sprich fast alle Filme des MCU, umschließt.

Die Marvel-Helden vereint im Kampf gegen Ultron. Foto: Marvel
Die Marvel-Helden vereint im Kampf gegen Ultron. Foto: Marvel

6. „The Newsroom“ (Season 3)

Im filmischen und seriellen Werk von Aaron Sorkin wahrscheinlich eher höhere Mittelklasse, bedeutet dies noch immer eine qualitativ hochwertige Serie, der man viel vorwerfen kann, was die naive Behandlung von Konflikten innerhalb einer Nachrichtenredaktion betrifft, und die neben den wirklich großen Kalibern, abgesehen von Jeff Daniels‘ komplett unerwartetem Emmy-Erfolg 2013, etwas untergegangen ist. Dennoch hat die Serie mit ihrer nur sechs Episoden umfassenden letzten Staffel auf überzeugende Weise die meisten ihrer etablierten Handlungsstränge abgeschlossen und für Fans, die nach der überzeugenden ersten Staffel dabei geblieben sind, für einen runden Abschluss gesorgt.
(Anm.: Die Erstausstrahlung auf HBO erfolgte im November und Dezember 2014, bei uns war die Serie aber erst 2015 zu sehen.)

Will McAvoy und sein Team gegen den Rest der Welt. Foto: HBO
Will McAvoy und sein Team gegen den Rest der Welt. Foto: HBO

5. „Unbreakable Kimmy Schmidt“

Um ehrlich zu sein, hielt sich mein Interesse für diese Serie eher in Grenzen, obwohl ich als Fan von Tina Fey und „30 Rock“ für den speziellen Humor der Creatorin sehr offen bin. Als ich mir dann zumindest den Piloten ansehen wollte, um mir ein Bild zu machen, haben mich Ellie Kempers wunderbar-großartige Performance und der eingängige Intro-Track in ihren Bann gezogen, so dass ich an einem Abend sieben weitere Folgen sehen musste und innerhalb eines Wochenendes Fan der Serie wurde. Wie schon so oft bei Netflix, richtet sich diese Comedy an ein vergleichsweise schmales Publikum, doch wenn man sich einmal darauf eingelassen hat, weiß man die faszinierende Verarbeitung einer tragischen Background-Story zu einer Serie voller Hoffnung und absurdem Humor sehr zu schätzen.

Die optimistische Kimmy bahnt sich ihren Weg durch New York. Foto: Netflix
Die optimistische Kimmy bahnt sich ihren Weg durch New York. Foto: Netflix

4. „Master of None“

Als Fan von Aziz Ansari war ich „Master of None“ gegenüber schon im Vorhinein überaus positiv  eingestellt. Aber es war nicht zu erwarten, wie perfekt Azaris Themen von Liebe und Dating im digitalen Zeitalter, die Identität als Inder innerhalb der eigenen Familie, des Freundeskreises und des Showbusiness sowie seine ganz eigene Faszination als Foodie mit der Indie-Sensibilität der Inszenierung und der teilweise schmerzlich wahren und ehrlichen Verhandlung der einzelnen Episoden-Themen funktionieren würde.

Aziz Ansari als Dev in "Master of None"; Foto: Netflix
Aziz Ansari als Dev in „Master of None“; Foto: Netflix

3. „Rick and Morty“ (Season 2)

WUBBA-LUBBA-DUB-DUB! Bei der Catchphrase der Hauptfigur Rick Sanchez handelt es sich nicht nur um eine unsinnige Aussage, sondern sie bedeutet in der Sprache von Ricks bestem Freund Birdperson: „I’m in great pain“. Ebenso wie „Unbreakable Kimmy Schmidt“ oder „Bojack Horseman“ von der Journalistin Jenny Jaffe als „sadcom“ bezeichnet, kombiniert Adult Swims erste halbstündige Serie Existenzialismus mit Sciene Fiction-Zitaten und Meta- Humor zu einer gelungenen Verhandlung der Beziehung zwischen dem alkoholkranken, egoistischen Rick und seinem etwas dümmlichen Enkel Morty. Dabei erleben wir nicht nur Abenteuer zwischen Zeit und Raum sowie diverse familiäre Konflikte, sondern bekommen als TV-affine Zuseher noch viel mehr als das mitgeliefert: In einer der Episoden wird zum Beispiel die klassische Best-Of Folge, die wir aus etlichen Sitcoms kennen, so dekonstruiert, dass eine parasitäre Alien-Form imaginäre witzige Erinnerungen bei den Charakteren samt Flashbacks schafft, um sich zu vermehren.

Rick und Morty unterwegs in fernen Galaxien. © Adult Swim
Rick und Morty unterwegs in fernen Galaxien. Foto: Adult Swim

2. „Bojack Horseman“ (Season 2)

„What are you doing here?“ Allein wie viel mit der unterschiedlichen Intonation und Gewichtung einer sich immer wieder gestellten Frage erzählt werden kann, zeigt ganz klar, wie großartig das Storytelling von „Bojack Horseman“ ist. Die zweite Staffel setzt noch eins drauf und schafft es wie kaum eine andere Serie – ob Drama, Comedy und/oder Animation -, die Themen Depression, die ambivalente Definition von Erfolg und Einsamkeit sowie das Streben nach Glück so gekonnt zu analysieren wie Bojack Horseman, und das alles im Mantel einer berührenden und unglaublich witzigen Serie über einen abgehalfterten Sitcom-Darsteller, der zufällig ein Pferd ist. Eine genauere Besprechung gibt es wie auch über Master of None in meinen Podcasts mit Hari List.

Nur zufällig ein Pferd: Bojack Horseman; Foto: Netflix
Nur zufällig ein Pferd: Bojack Horseman; Foto: Netflix

1. „Mad Men“ (Season 7.2 / Finale)

So vergleichsweise unkonventionell und überraschend die letzten Etappen in der Reise von Don Draper waren, so gelungen und sich sinnvoll zu einem Ganzen fügend stellen sie doch ein befriedigendes Finale einer Charakterstudie dar, die ihresgleichen sucht. Make no mistake, „Mad Men“ ist eine der am besten geschriebenen Dramaserien aller Zeiten und hat als erste Eigenproduktion von AMC den Weg für „Breaking Bad“, „Halt and Catch Fire“ und etliche andere Serien geebnet. Nicht nur, dass die letzte Folge eine perfekte Mischung aus offenem Ende und doch einiger Gewissheit für die Hauptfigur von Don Draper darstellt, auch für alle anderen Hauptcharaktere bietet sie ein der Serie entsprechendes, angemessenes Ende.

Don Draper allein im Restaurant; Foto: Lionsgate TV
Don Draper, allein im Restaurant; Foto: Lionsgate TV

Und was waren eure Lieblingsserien 2015?

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