Nicht viel los diese Woche in Albuquerque. Zeit für ein bisschen Dokumentenfälschung und eine tiefgreifende Analyse des amerikanischen Zollwesens.
Der Gewinner in der Kategorie „Entspannteste Eröffnungsszene“ steht fest: In einer selten schnieken Longshot-Einstellung folgt die Kamera einem Lastwagen, der die Grenze in die USA passiert, inklusive Zollabfertigung und Durchsuchung. Der Fahrer nimmt sich genüsslich ein Eis aus einem Karton und gräbt anschließend in der Wüste eine Waffe aus. Regisseurin Larysa Kondracki („The Whistleblower“) setzt das alles gekonnt und unaufgeregt in Szene.
Jimmy McGill (Bob Odenkirk) führt seine Freundin Kim Wexler (Rhea Seehorn) zünftig zum Essen aus – ins „Dog House“, die bereits aus „Breaking Bad“ bekannte und tatsächlich existierende Fastfood-Hütte in Albuquerque. Er ist auf ihr Angebot einer Bürogemeinschaft eingegangen, kurz darauf kündigt sie bei HHM. Jetzt gilt es, den wichtigsten Klienten mit in die eigene Kanzlei zu nehmen: Mesa Verde, eine Bank. Büroräume sind auch schnell gefunden, eine alte Zahnarztpraxis scheint die idealen Möglichkeiten zu bieten.
Ein Flugzeug namens Fifi
Auftritt Chuck McGill (Michael McKean), Jimmys Bruder: Dieser versucht bei einem Meeting alles, um die Verantwortlichen von Mesa Verde doch dazu zu bewegen, bei seiner Kanzlei zu bleiben – mit Erfolg. Kim bekommt daraufhin verständlicherweise kalte Füße und äußert Skepsis, ob eine selbstständige Tätigkeit wirklich so eine gute Idee ist. Den Mietvertrag unterschreibt sie trotzdem.
Derweil ist Jimmy mit einer seiner kleinen Aktionen beschäftigt. Mit einigen Tricks organisiert er ein Fotoshooting vor einem klassischen amerikanischen Kriegsflugzeug, das auf den Spitznamen Fifi hört. Bildungsauftrag: Wo wir schon bei Kriegsthemen sind, dürfen einige nette Anspielungen nicht fehlen. Autor Thomas Schnauz baut sowohl „Band Of Brothers“ als auch den berühmten Generalsausspruch „Nuts!“ in den Dialog ein. Die ganze Szene funktioniert als Aufheiterung zwischendurch gut und ist dringend erforderlich, weil sich der Rest der Folge etwas dahinschleppt.
Chuck muss dafür büßen, seine vier Wände verlassen und am Meeting teilgenommen zu haben. Seine (eingebildete?) elektromagnetische Hypersensibilität schlägt voll durch und zwingt ihn aufs Sofa unter die Alu-Decke. Als Jimmy später nach ihm schauen will, entdeckt er dabei einige Kisten mit Mesa-Verde-Akten und kommt auf eine Idee. In einer weiteren tiefenentspannten Sequenz können wir dem windigen Anwalt nun dabei zusehen, wie er die Adressen auf den Schreiben manipuliert. Wozu? Das werden wir wohl noch erfahren. Zunächst reicht es Jimmy, mit selbstzufriedenem Lächeln auf dem Stuhl neben Chuck einzuschlafen.
Der König der Cliffhanger
Mike Ehrmantraut (Anthony Banks) liegt immer noch auf der Lauer vor dem vermeintlichen Hauptquartier des Salamanca-Clans. Dort ist inzwischen auch der LKW aus der Eröffnungsszene angekommen. Wenig überraschend scheint Schmuggelware in dem Fahrzeug verborgen zu sein. Mike hört, wie Akkuschrauber dem Vehikel auf den Leib rücken, mehr erfährt er zunächst nicht. Später schließt sich eine Szene an, in der Ehrmantraut mit einem Schlauch und Nägeln irgendetwas bastelt. Was genau? Ich habe nicht den Hauch einer Ahnung. Mike ist somit weiterhin amtierender Cliffhanger-König, denn diese Szene ist auch die letzte.
Ein Gefühl der Stagnation konnte ich diese Woche nicht unterdrücken. Es geht jetzt doch wieder mit sehr langsamen Schritten voran, nachdem man zwischenzeitlich ein besseres Gespür für das richtige Tempo entwickelt hatte. In den persönlichen Beziehungen hat sich nichts getan, alles scheint darauf zu warten, dass jemand den Startschuss für neue Entwicklungen gibt. Die Zeit ist reif, um Jimmy endlich mit eigener Kanzlei und eigenen Klienten auszustatten und den HHM-Handlungsstrang abzuschließen. Vielleicht spart sich das Team um Vince Gilligan und Peter Gould die spannenden Einfälle aber einfach für die verbleibenden zwei Folgen auf.
„Better Call Saul“ ist auf Netlfix zu sehen, jeden Dienstag stellt der Streaminganbieter eine neue Folge bereit.