American Dream Revisited: Elisabeth Bronfens „Mad Men“-Buch

Don Draper sucht das Glück (Coverausschnitt); Abb.: diaphanes

Vergangenes Jahr ging die wegweisende AMC-Serie endgültig zu Ende. Dass sie ganz sicher zu den wichtigsten Serien des aktuellen „Golden Age“ gehört, unterstreicht auch der mit Abstand erste Platz in unseren Jahres-Redaktionscharts. Jetzt hat der diaphanes Verlag ein kleines Büchlein über „Mad Men“ vorgelegt.

Die Professorin Elisabeth Bronfen, die in Zürich und New York English and American Studies unterrichtet, beginnt ihren Band etwas umständlich mit einer 15-seitigen Abhandlung über den Vorspann der Serie. In diesen lässt sich natürlich alles Mögliche hineindeuten, man könnte ihn aber auch einfach als sehr gut gemachtes Intro stehen lassen, das seine Funktion perfekt erfüllt: die Zuschauer in die Folgen hineinzuziehen und auf die Doppelbödigkeit der Erzählung hinzuweisen, auf die Rolle der Hauptfigur Don Draper zwischen Glücksversprechen und Absturzgefahr.

Teilweise liest sich das arg anstrengend, was Bronfen in den ersten Kapiteln über das Prinzip des Pitchs und das Doppelleben Don Drapers ausführt. Interessanter wird es später, wenn sich Bronfen in kürzeren Abschnitten jeweils mit einem wiederkehrenden Thema oder Motiv der Serie auseinandersetzt. So verkörpert etwa der Fahrstuhl, in dem sich immer wieder mehrere Angestellte und Partner der Agentur begegnen (manchmal auch andere Figuren wie Draper und seine Nachbarn), einen sozialen Mikrokosmos. Hier kommen die weißen (und weißkragigen) Werber regelmäßig mit dem schwarzen Fahrstuhlführer ins Gespräch und damit mit einer weniger privilegierten Bevölkerungsschicht, die ansonsten in ihrem Arbeitsalltag lange Zeit keine Rolle spielt. Auch die ständigen Anspielungen auf die Reise zum Mond sind kein Zufall, wie Bronfen darlegt. Schließlich stirbt sogar Seniorchef Bert Cooper genau in dem Moment vor dem heimischen Fernseher, in dem sich Amerika diesen Traum erfüllt hat. Damit bricht eine neue Zeit an, zu der der gealterte Patriarch nicht mehr gehört.

Die Glücksversprechen, die die Werber in ihren Kampagnen immer wieder bedienen, sind letztlich zu überzeichnet, um erfüllt werden zu können. Sie sollen als Symbole in Wahrheit nur Bedürfnisse nach Waren wecken, die die Konsumenten ohne diese Werbung gar nicht gehabt hätten. Auch „Mad Men“ findet viele Symbole für die dargestellte Epoche der 1960er Jahre, blickt aber auch hinter die Fassade des American Dream. Bronfen schlüsselt (manchmal etwas umständlich) einige dieser Symbole auf und erklärt, was das Besondere an der Serie ist, weswegen ihr Thema für uns heute noch so relevant ist. Und wohl noch lange bleiben wird.

Elisabeth Bronfen: „Mad Men“, diaphanes booklet, 160 Seiten, SC, 14,95 €

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