Presseschau: die Serienlinks der ersten Woche im neuen Jahr mit Spoilerängsten bei „Akte X“ und „Game of Thrones“, Serien auf Filmfestivals, Netflix, Yahoo, den Leiden des jungen Silverman, TED, O.J. Simpson und einem ganzen Haufen Verlängerungen, Ankündigungen und Absetzungen.
Neues Jahr, neues Glück. Auch diese Woche haben wir wieder jede Menge Links aus der Serienwelt für euch gesammelt. Diesmal war es gar nicht so einfach, weil anlässlich der TCA Press Tour* viele Gerüchte, aus dem Kontext gerissene Zitate und andere Nichtmeldungen die Runde machten. Wir haben uns für euch durch den ganzen Lärm und Textmüll gerne durchgequält. Viel Spaß, und wenn es euch gefällt, teilt den Artikel bitte gerne weiter.
*Die amerikanische Television Critics Association veranstaltet zweimal im Jahr Presseevents, bei denen alle Networks neue Projekte, Trailer und vielleicht sogar Piloten vorstellen, Marketing betreiben und mit gezielt gestreuten Mini-Informationen das Potenzial von Remakes, Pre- und Sequels austesten (siehe unten bei „Deadwood“/“Game of Thrones“-Staffeln).
- Auch im neuen Jahr wird es uns nicht an Serien mangeln – gerade in den ersten zwei Monaten gibt es Dutzende Serien-Neustarts allein in den USA. Der Standard hat dankenswerterweise eine Auswahl samt Trailer zusammengestellt, die die Qual der Wahl hoffentlich ein bisschen weniger qualvoll macht.
- „X-Files“- („Akte X“) Showrunner Chris Carter musste sich nach vielen Jahren mit weniger erfolgreichen Serien erst wieder an den Rummel am Set gewöhnen. Am Ende hat man sich bei der Produktion dafür entschieden, es gar nicht erst zu versuchen, falsche Fährten zu legen, um Spoiler zu verhindern.
- Schlechte Nachrichten für die Fans von „Game of Thrones“ von George R.R. Martin. Das neue Buch „The Winds of Winter“ ist noch nicht fertig und wird sicher nicht vor dem Start von Staffel 6 erhältlich sein. Das heißt auch, dass jetzt die Serie endgültig die Bücher überholt hat und Zuschauer der Serie eine Spoiler-Gefahr für treue Buchleser darstellen (bisher war es ja umgekehrt). Dazu Martin: I can’t think of any other instance where the movie or TV show came out as the source material was still being written. So when you ask me, „will the show spoil the books,“ all I can do is say, „yes and no,“ and mumble once again about the butterfly effect. Those pretty little butterflies have grown into mighty dragons. Some of the ’spoilers‘ you may encounter in season six may not be spoilers at all… because the show and the books have diverged, and will continue to do so.
- Auch die etablierten Filmfestivals nehmen immer mehr Serien in ihr Programm auf. Beim Göteborg International Filmfestival (29. Jan bis 8. Feb) werden eine Reihe von skandinavischen Serien vorgeführt.
- Letzte Woche vergessen, aber Podcasts werden ja nicht unbedingt schlecht mit der Zeit. Betty Liu (Bloomberg TV) hat in ihrem Podcast „Radiate“ mit Ben Silverman gesprochen. Silverman war u.a. Chairman von NBC Entertainment und dort für ihre Serien verantwortlich. Seine Executive Producer-Credits umfassen u.a. „The Tudors“, „The Office US“, „Ugly Betty“ und „Jane the Virgin“. Inzwischen führt er seine eigenen Firma Electus, die u.a. „Marco Polo“ für Netflix produziert. Bei NBC war er aber an der Entstehung (und Absetzung) von wesentlich mehr Serien führend beteiligt und musste dafür, und auch auf Grund seines jungen Alters, viel Kritik einstecken.
- Wir haben in dieser Woche eine Kritik zu „Mozart in the Jungle“ veröffentlicht. Aber wie Gianluca Wallisch die Kritik im österreichischen Der Standard gestaltet, so kann man es natürlich auch machen. Was haltet ihr davon?
- Was wir schon immer über Sex in Serien gewusst haben, ist jetzt auch beim Schweizer Fernsehen bekannt geworden. Für die inhaltlichen Fehler des Textes entschädigt die Headline: „Sex komplex: Deshalb treiben es die neuen TV-Serien so weit“.
- Und gleich noch einmal die Schweizer, diesmal im Radio (die Sendung ist als Download verfügbar). In der Sendung „Kontext“ wird über die „Evolution der Fernseh-Serie“ diskutiert und über die wirtschaftlichen Hintergründe und Zukunftsaussichten spekuliert. Und Chris Carter („X-Files“) kommt auch zu Wort.
- So gut wie offiziell, vielleicht aber auch nicht: „Girls“ wird mit der sechsten Staffel aufhören. Lena Dunham: “Never say never, but that is the way that we’re thinking about it right now, and we’re starting to think about sort of how to wrap up the storylines of these particular young women. […] I started working on this show when I was 23, and now I’m going to be 30 so it kind of feels right that this show kind of sandwiched my 20s and then I go off into the world.” Mental vorbereiten sollten wir uns jedenfalls.
- Hoch interessant: Die neue Animationsserie von „Archer“-Schöpfer Adam Reed, wurde nach Produktion der Pilotfolge und lange vor Ausstrahlung schon wieder abgesetzt. Grund genug, um bei Indiewire darüber zu spekulieren: „What FXX’s ‚Cassius and Clay‘ Tells Us About the Current State of TV Cancellation“.
- Selber machen oder einkaufen? Eine Frage, die Netflix im Jahr 2016 noch intensiver beschäftigen wird als bisher. Waren die Studios in den vergangen Jahren noch relativ guten Willens, ihre Produkte an Netflix zu lizenzieren, hat sich das in letzter Zeit deutlich gewandelt. Immer mehr (eigene) Alternativen stehen zur Verfügung und Netflix wird zunehmend zum Contentproduzenten. Und damit zum direkten Konkurrenten.
- Es war nur Insidern bekannt, aber Yahoo hatte tatsächlich eine „Video Strategy“. Und die hat sich jetzt geändert. Das Produkt „Yahoo Screen“, 2015 auffällig, weil man „Community“ eine (ziemlich schwache) sechste Staffel spendierte, wird eingestellt und in die Sparte für Digitalmagazine integriert.
- Audioslave waren 2005 die erste US-Band, die in Kuba auftrat, jetzt folgt die erste Serie. Eine Folge der fünften Staffel von „House of Lies“ (Showtime) wird, jetzt wo sich die Beziehungen zwischen Kuba und den Vereinigten Staaten weiter verbessern, auf der Insel gedreht werden.
- Große Freude: „Broad City“ wurde von Comedy Central gleich für zwei Staffeln verlängert. Die dritte Staffel wird ab Februar in den USA ausgestrahlt werden und ist hoffentlich auch bald hier zu sehen.
- No kidding around beim History Channel. „Vikings“ war ein Erfolg, jetzt kommt „Knightfall“, produziert von (und ein wenig mit) Jeremy Renner. Zehn Folgen sind fürs Erste bestellt. Eine gute Ritterserie würden wir wirklich gerne sehen.
- Frank Darabont ist immer noch nicht fertig mit AMC und seiner Klage auf Beteiligung an den Erlösen von „The Walking Dead“, nachdem man ihn abserviert hatte. Jetzt wurden Vernehmungsprotokolle bekannt, in denen Darabont angab, dass AMC Steuererleichterungen (Tax Credits) des Staates Georgia, wo „The Walking Dead“ gedreht wird, nicht dem Produktionsbudget zukommen hat lassen.
- 13 Jahre sind schon ziemlich lang. (Very) Special Agent Anthony DiNozzo verlässt das NCIS-Team. Schauspieler Michael Weatherly, der den Filmexperten seit Beginn der Serie verkörperte, steigt aus, wird aber von CBS weiterbeschäftigt.
- Das Video ist zwar schon seit fünf Monaten online, aber offiziell wurde es jetzt erst von TED auf der eigenen Seite veröffentlicht. Es geht darum, wie Daten die Entstehung von Serien (konkret „Alpha House“ und „House of Cards“) beeinflusst haben. Die Pointe: es gibt einen Grund, warum es bei der einen Serie „funktioniert“ hat und bei der anderen nicht.
Die Schlussfolgerungen von Wernicke kann man jedenfalls hinterfragen. Da scheint dem Zeitlimit und der sehr guten Präsentation ein wenig die Argumentation geopfert worden zu sein. Zuerst gesehen bei filmschreiben.de
- Hier in Europa vermutlich in seiner Dimension gar nicht richtig greifbar ist die erste Staffel von FXs „American Crime Story“ (nicht zu verwechseln mit der ebenfalls aktuellen Serie „American Crime“ von ABC): der Fall O.J. Simpson neu aufgerollt und top besetzt. Worum geht es, wie kam die Serie zustande, wer spielt wen und was machen die Beteiligten heute, all das hat The Hollywood Reporter in diesem langen, tiefgründigen Bericht zusammengestellt. Außerdem gibt es schon erste Ankündigungen zu einer zweiten Staffel von „ACS“: „…in my opinion, Katrina was a f—ing crime — a crime against a lot of people who didn’t have a strong voice, and we’re going to treat it as a crime. That’s what this show is all about“, sagt dazu Creator Ryan Murphy.
- Diese Woche zeigte das Erste den dreistündigen Thriller „Das Programm“, der sich dank der starken von Nina Kunzendorf gespielten Hauptfigur durchaus zur Serie/Reihe entwickeln könnte. epd Medien hat mit Drehbuchautor Holger Karsten Schmidt ein sehr aufschlussreiches Gespräch übers Schreiben für deutsche TV-Sender geführt (die Klagen, die man von den Kreativen über ARD und ZDF hört, sind immer die gleichen).
- Auch die vierte Staffel von „House of Cards“ wird in Deutschland und Österreich zuerst bei Sky zu sehen sein, berichtet Markus Sulzbacher für Der Standard aus Las Vegas, wo gerade die Elektronikmesse CES stattfindet. Ein Angebot für einen Rückkauf der Rechte seitens Netflix hat Sky angeblich ausgeschlagen.
- Die ersten Fotos vom Set von „Fuller House“ gibt es bei Variety zu bewundern.
- Wir fanden „Die Stadt und die Macht“ nicht so wirklich berauschend (die Kritik kommt am Montag). Bei Netflix sieht man das anders und hat sich die Ausstrahlungsrechte daran gesichert und wird die Folgen direkt am nächsten Tag (gemeinsam mit der ARD Mediathek) zur Verfügung stellen. Torsten Zarges von DWDL.de sprach mit den Produzenten Katrin Goetter und Michael Lehmann.
- Viele halten es für fix, aber David Milch wird erst zu schreiben beginnen, wenn er mit seinem aktuellen Projekt fertig ist. Das heißt so gut wie gar nichts für eine „Deadwood“-Fortsetzung bei HBO. Aber die euphorischen Berichte werden vielleicht einen Teil dazu beitragen, den Film tatsächlich zu verwirklichen. Außerdem sei man nahe dran, die siebte und achte Staffel von „Game of Thrones“ zu fixieren. Michael Lombardo, Programmchef bei HBO, wünscht sich jedenfalls schon mehr als die möglichen acht, die Showrunner Benioff und Weiss planten eigentlich für sieben. Für Wetten auf die tatsächliche Anzahl der Staffeln, wendet euch bitte an den Buchmacher eures Vertrauens.
- Zum Abschluss noch ein kleiner Medien-Rant. Wenn man schon ein mindestens eine Woche altes Thema aufgreift um Klicks zu generieren, dann darf man ruhig ein wenig Zusatzinfo und Bemühen mitliefern. Besonders dann, wenn man den Anspruch hat sich Qualitätszeitung zu nennen. Ein vorbildhaftes Beispiel hat die L.A. Times vorgelegt, die noch einmal die noch nie dagewesene Sitution analysiert, was das verspätete Erscheinen von „The Winds of Winter“ jetzt für „Game of Thrones“ und die Fans bedeutet. Auf der dunklen Seite hat sich die F.A.Z. bemüssigt gefühlt darauf hinzuweisen, dass Netflix einen schlechten Film im Programm hat. Wie man den (berechtigte) Kritik an Adam Sandlers „The Ridiculous 6“ mit unterschwelliger Abneigung des Streaminganbieter verbindet, das ist ganz großes Kino. Problem für die Autorin: Netflix veröffentlicht halt doch hin und wieder Zahlen und der Film war ein Erfolg. Und wer immer noch nicht verstanden hat, was Netflix anders macht und warum Sandler dort auch Schrott reinstellen darf, dem sei dieser Artikel von Vulture ans Herz gelegt.
Fortsetzung folgt…