Fünf Jahre nach „2 Tage Paris“ lebt die Französin Marion (Julie Delpy) immer noch in New York, allerdings mit einem neuen Freund, Mingus (Chris Rock), und hat einen kleinen Sohn von ihrem Ex. Ihr Beziehungsalltag wird gehörig durcheinander gerüttelt, als ihr Vater (Albert Delpy) und ihre Schwester zu einem Kurzbesuch vorbeikommen. Ersterer ist laut, vulgär und isst Unmengen Fleisch, letztere ist frivol, unverschämt und läuft gerne ohne Slip unterm T-Shirt durch die Wohnung – „typisch“ französisch eben. Erschwert wird das Chaos noch durch den Freund der Schwester, der unangekündigt mit angereist ist. Aber auch Marion selbst lässt durch die Konfrontation mit der Sippe plötzlich ihre verrücktesten Seiten heraushängen; schon nach wenigen Stunden erkennt Mingus seine sonst so amerikanisch-normal wirkende Freundin kaum noch wieder. Und das alles gerade jetzt, wo auch noch eine wichtige Ausstellung für die Künstlerin ansteht…
Wie schon in Delpys Regiedebüt lebt auch das Sequel wieder vom Clash der Kulturen, den Gegensätzen zwischen ach so rationalen US-Amerikanern und grundsätzlich ausgeflippten, unzivilisierten Franzosen. Auch wenn Delpy und ihre Koautoren Alexia Landeau und Alex Nahon (die gleichzeitig die Schwester und deren Lover spielen) es mit den Klischees manchmal übertreiben, macht es doch Spaß, Zeuge dieses Zusammenpralls zu werden. Dabei wirkt ausgerechnet der sonst oft überdreht spielende Berufskomiker Chris Rock diesmal am vernünftigsten. Der Vergleich mit Woody-Allen-Filmen, mit dem Delpys Film oft bedacht wird, ist nicht von der Hand zu weisen. Hier wie dort sind die Hauptprotagonisten intellektuelle Mittelschichtsangehörige mit künstlerischen Berufen. Gerade Marions Neurosen erinnern des Öfteren an die Figuren, die Diane Keaton in Filmen wie „Manhattan“ verkörpert hat.
Was bei all den Wortgefechten und der Situationskomik etwas zu kurz kommt, sind die stilleren Momente, die bei Allen meistens auch dazu gehören. So wirkt der Film atemlos, gönnt seinen Figuren kaum Zeit zum Luftholen. Dadurch bleiben sie recht konturlos, auf ihre Funktionen innerhalb der Komödie beschränkt. Erst gegen Ende bemüht sich Delpy, auch ernstere Themen anzuschneiden, wie die Frage nach dem richtigen (Familien-)Leben und die Standortbestimmung einer 40-jährigen Frau. Die Antwort fällt dann trotz allen vorhergegangenen Chaos‘ ziemlich konservativ aus: Ohne Familie geht es halt doch nicht. kir
Ab 18. Januar auf DVD und BluRay.