„Masters of Sex“-Kritik: Ep. 3.05: „Matters of Gravity“

Glänzen in jeder (gemeinsamen) Szene: Beau Bridges und Allison Janney als Barton und Margaret Scully; Foto: Lionsgate TV

Diese Woche: eine recht plastische Anleitung zum Verzögern eines Orgasmus‘, ein unerwarteter Elternbesuch und eine ebenso überraschende mitreißende Rede von William Masters zum Thema Liebe.

Manchmal macht es einem „Masters Of Sex“ echt nicht leicht. In dieser Folge dreht sich zum Beispiel einer der Haupthandlungsstränge um die Frage, wie man bei Ejaculatio praecox den Orgasmus herauszögern kann. Darüber wird nicht nur ausführlich gesprochen, sondern das Vorgehen danach auch noch detailliert in der Praxis demonstriert. Zugegeben, eine Sexszene mit Allison Janney ist sicher etwas, was sich einige „West Wing“-Fans schon vor Jahren gewünscht hätten. Trotzdem schwankt diese Szene etwas zu stark zwischen Erotik und Peinlichkeit und erinnert arg an Aufklärungs-Dokuformate wie aktuell „Make Love“ im ZDF und weniger an eine spannende fiktionale Dramaserie.

Am besten sind nach wie vor die Szenen, in denen Janney und Beau Bridges miteinander agieren – seit beide Schauspieler wieder zurück sind, hat die Serie deutlich gewonnen. Janneys Figur Margaret steuert diesmal zudem gemeinsam mit ihrem Freund und dessen neuer Flamme eine Variante des Themas „Beziehung zu Dritt“ bei, das die Serie bereits in der Staffelpremiere anhand der drei Hauptfiguren William, Virginia und Libby im Ansatz durchexerziert hatte.  Schauspielerisch stehen Michael Sheen und Lizzy Caplan Janney und Bridges sicher nicht wesentlich nach, ihre Handlungsstränge sind aber leider manchmal nicht ganz so dankbar wie jene, die die Autoren den beiden prominenten Gaststars auf den Leib schreiben. So muss sich Virginia diesmal mit ihren Eltern herumschlagen, die ausgerechnet an einem Abend zu einem unangemeldeten Besuch auftauchen, als sie gerade Herrenbesuch von William hat. Immerhin bringt dieser Strang einen weiteren hochkarätigen Gaststar ins Spiel: Francis Fisher, gerade noch die Mutter des kleinen Jacob im leider von ABC viel zu früh abgesetzten „Resurrection“, und seinerzeit (Schauspiel-)Partnerin von Clint Eastwood, im Leben wie im Film „Erbarmungslos“. Ansonsten bietet der Elternbesuch noch Gelegenheit für eine (weitere) Intrige von Tochter Tessa gegen ihre Mutter.

Unterdessen arbeitet sich William weiterhin an seinem alten Arbeitgeber, der „WashU“, ab, und vor allem an deren Kanzler, der ihn damals so unschön abserviert hat. Aber the times they are a-changin‘, nachdem sein Buch zum Bestseller geworden ist. Und so bekommt Bill die Gelegenheit für eine Rede vor akademischem Publikum, die zum persönlichen Triumph wird. Wobei seine eloquente Antwort auf die kritische Nachfrage eines Zuhörers, wo denn in der Studie zur menschlichen Sexualität die Liebe geblieben sei, reichlich out of character wirkt – wenn sie auch (von den Autoren) sehr gut geschrieben ist. Dass Bill Masters es versteht, eine Menge zu fesseln, wie es Josh Charles nach der Rede formuliert, ist nun wahrhaft nicht der Eindruck, den er in den vergangenen 2 1/2 Staffeln erweckt hat. Ähnlich wie sein erneuter Versuch, seinem Sohn emotional näherzukommen, steht diese Antwort aber für die Entwicklung, die man vielleicht als Untertitel über die ganze Staffel (wenn nicht sogar die gesamte Serie) stellen könnte: „Die Menschwerdung des William Masters“.

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