Wenn Söhne den Vater ehren: ein neues Buch über die österreichische Kultserie „Kottan ermittelt“

Ueberreuter

Auf kompakten 96 Seiten haben Jan und Tibor Zenker dem größten Erfolg ihres Vaters Tribut gezollt. „Inspektor gibt’s kan“ („Inspektor gibt es keinen“) ist ein kompaktes, aber informatives Werk über eine echte Kultserie, basierend auf Helmut Zenkers Büchern.

Die Einleitung ist gleich die Entstehungsgeschichte und man wird sofort mit einem Gegenwarts-Déjà-vu konfrontiert: dem ORF, der 1976 gerade auf der Suche nach jungen Autoren und neuen Stoffen für Fernsehfilme ist, ist das von Helmut Zenker vorgelegte Exposé, basierend auf seinem Roman „Kassbach“, zu heiß. Statt einer Geschichte über eine Neonazi-Zelle erblickte im 90-Minüter „Hartlgasse 16a“ der Ermittler Adolf Kottan das Licht der Bildschirme.

Im Buch folgt eine detaillierte Beschreibung der insgesamt 19 produzierten Episoden. Zahlreiche Rollen und ihre heute teils noch immer bekannten Darsteller bleiben nicht unerwähnt und auch die Fakten und Ereignisse hinter den Kulissen kommen nicht zu kurz.

Das traurige Kapitel – jedes Buch muss eines haben – behandelt den Inhalt der Drehbücher der überraschend doch nicht gedrehten Folgen 20 bis 25, die „Kottan“ ein würdiges Ende bescheren hätten sollen.

Danach die Hauptfiguren und ihre Darsteller: Adolf Kottan wurde gleich von drei ganz unterschiedlichen Schauspielern verkörpert. In den Folgen 1 und 2 spielte der gebürtige Münchner Peter Vogel die Hauptrolle und hatte in Folge 4 nach langer Krankheit noch eine Gastrolle als Polizist, bevor er sich 1978 selbst aus dem fiktiven Polizeidienst (und dem Leben) entließ.
Ab Folge 3 übernahm Franz Buchrieser die Titelrolle und stieg nach drei Episoden wieder aus, nicht ohne 1981 noch in einem völlig unabhängigen Kinofilm den Kottan zu geben. Mit ihm nahm die Serie eine eindeutige Richtung zum Komischen, die sich mit der Besetzung des Kabarettisten Lukas Resetarits (Folge 6 bis 19) fortsetzen sollte. 2010 gab Resetarits ein letztes Mal den Kottan im Kinofilm „Kottan ermittelt: Rien ne va plus“.

Es folgen eine Biografie Helmut Zenkers, der bis zu seinem Tod 2003 ein sehr umtriebiger Autor von Romanen und Drehbüchern war, und Interviews mit Lukas Resetarits und Peter Patzak, der bei allen Folgen und Kinofilmen Regie führte und auch außerhalb von „Kottan ermittelt“ oftmals mit Zenker zusammenarbeitete (u.a. wurde 1978 „Kassbach“ als Kinofilm realisiert).

Der Schluss gehört dem Titel. Warum es (zumindest in Österreich) keinen Inspektor gibt, sei hier aber nicht verraten!

Jan und Tibor Zenker: „Inspektor gibt’s kan“. Verlag Ueberreuter 2014. Hardcover, 96 S., € 14,60 (D)

2 comments

  1. Es ist in Farbe und auf gutem Papier ;-). Und in Österreich kostet es noch mehr!
    Aber ganz im ernst, es ist ein lieb gemachtes Nischenprodukt. Es gibt eine gut gemachte Reihe von Websites zum Werk von H. Zenker, die von seinen Söhnen betrieben werden. Den Inhalt zusammen zu stellen, war meiner Ansicht nach eher ein kuratorischer Aufwand und Zweitverwertung als ernsthafte literarische/wissenschaftliche Arbeit.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.