Douglas Adams‘ skurrile Romane scheinen wie geschaffen, um daraus abgefahrene britische TV-Serien zu machen. Die BBC-Adaption seines „Per Anhalter durch die Galaxis“ ist längst Kult, nun folgt „Dirk Gentlys Holistische Detektei“. Am Sonntagabend lief deren Pilotfolge über die Kölner Festivalleinwand.
Von Christian Spließ
Am Ende fügen sich tatsächlich alle Fäden der Handlung zu einem – einigermaßen – plausiblen Finale zusammen. Die verschwundene Katze, der verschwundene Ehemann, der verschwundene Millionär haben tatsächlich eine Verbindung zueinander, obwohl das zu Beginn der Pilotfolge von „Dirk Gently“ überhaupt nicht der Fall zu sein scheint. Jedoch: Wer die zwei vollendeten Romane von Douglas Adams – „Dirk Gentlys Holistische Detektei“, „Der lange dunkle Fünf-Uhr-Tee der Seele“ sowie das posthum herausgegebene Romanfragment „Lachs im Zweifel“ gelesen hat, wird schon in den ersten Minuten der Folge ahnen, dass alles mit allem zusammenhängt. Der Verbindung der Dinge miteinander geht Dirk Gently auf den Grund, und zwar mit einer Chuzpe, die ihn sympathisch macht, jedenfalls in dieser ersten Folge.
Wer den ersten Roman im Hinterkopf hat, wird einige Elemente daraus im Piloten wiederfinden: das Element der Zeitreise etwa, den verschwundenen Millionär Gordon Wang, die verschwundene Katze. Darauf aufbauend entwickelt Drebuchautor Howard Overman („Hustle“, „Merlin“, „Misfits“) in 60 Minuten eine amüsante, manchmal herrlich alberne und dennoch immer nah am Buch bleibende eigene Handlung. Da schon die Vorlagen keine klassischen Detektivgeschichten sind, sondern eher Adams’ Annäherung ans Genre, bleibt bisweilen die Logik innerhalb der Folge auf der Strecke. Ein iPhone-Akku, der 13 Jahre hält? Eine zeitreisende Katze? Ein Zehnjähriger, der einen Emailaccount hackt und mit Zigaretten bezahlt wird?
Die Handlung lässt dem Zuschauer jedenfalls nur wenig Zeit zum Nachdenken. Furios werden die Einfälle miteinander verbunden und wie bei den einzelnen Fäden auf dem „Whiteboard“ von Dirk, wird allmählich ein Muster sichtbar. Die unwahrscheinliche Auflösung dürfte jedem ernsthaften Krimifan die Augen rollen lassen, doch auch die Vorlagen tricksen schon mit Zeitreisen, elektronischen Mönchen und Göttern herum. Insofern ist das Ende der ersten Folge nur konsequent: unlogisch, aber folgerichtig für den Dirk Gently-Kosmos.
Dirk Gently ist vor allem Stephen Mangan. Der Adrian Mole der gleichnamigen BBC-Serie von 2001 – „Adrian Mole: The Cappucino Years“ – verkörpert Dirk Gently als netten, freundlichen, auf den ersten Blick auch wirren Detektiv. Während Gently in den Romanen teilweise doch etwas rau und knurrig sein kann, verleiht Mangan ihm Charme und eine gewisse Nonchalance. Gentlys Taten sehen auf den ersten Blick immer seltsam, teilweise albern aus, haben aber immer einen Sinn. Was dem von Darren Boyd gespielten Richard MacDuff meistens etwas schwerfällt zu verstehen. Boyd könnte den deutschen Zuschauern bisher vielleicht aus „Smack the Pony“ bekannt sein, das bei Pro7 lief. Eine Nebenrolle hatte er in „Four Lions“ als Scharfschütze mit dem Problem, einen Wookie von einem Bären zu unterscheiden.
Richard MacDuff erfüllt in der Serie den Part, den woanders Watson und andere Sidekicks verkörpern: Der Zuschauer kann sich mit ihm identifizieren. Schließlich ist er genauso ratlos und verwirrt über das, was Dirk Gently da treibt, wie wir als Zuschauer selbst. MacDuffs Freundin Susan kommt als Charakter etwas zu kurz. Helen Baxendale (Ross Gellers Freundin aus „Friends“) versteht es zwar, die mitfühlende und nette Freundin von nebenan darzustellen, mehr hat sie allerdings auch nicht zu tun. Immerhin aber wird man sie in der Serie nochmals in einer Folge sehen können. Vielleicht ist ihr Part darin auch besser entwickelt.
Momentan läuft die erste Staffel mit drei Folgen auf BBC4, jeden Montagabend ab 21 Uhr. Im UK erscheint am 26. März zudem schon die DVD mit allen Folgen inklusive dem Piloten. Man darf spekulieren, welcher deutsche Sender bei der Serie zugreifen wird (im Pay-TV wohl RTL Crime) . Allerdings: Ob Dirk Gently wirklich ein Erfolg hierzulande werden kann, ist fraglich. Dazu ist die Serie einfach – nun: zu britisch.