Die vermutlich schlechteste Serie, die Netflix bisher gemacht hat: „The Ranch“ ist eine schlechte Sitcom mit eingespielten Lachern und Ashton Kutcher hat die Hauptrolle. Aber man muss aufpassen, dass sie sich am Ende des Jahres nicht in der eigenen Bestenliste wiederfindet.
Auf die falsche Fährte gelockt: Eine gute Westernserie könnte es wirklich wieder einmal brauchen und die Opening Credits und die ersten Einstellungen deuten auch ein ordentliches Familiendrama irgendwo in der amerikanischen Pampa an. Bis zum ersten Lacher aus der Konserve dauert es verhältnismäßig lange. Doch eine Sitcom.
Wir sind auf einer Ranch im tiefsten Colorado, die Beau Bennett (Sam Elliot) gemeinsam mit seinem ältesten Sohn Jameson, genannt „Rooster“ (Danny Masterson), bestellt. Gerade heimgekehrt ist der zweite Sohn Colt (Ashton Kutcher), einst ein vielversprechendes Football-Talent, der nach 15 Jahren auf sportlicher Wanderschaft noch auf einen letzten bezahlten Vertrag in seiner Heimat hofft.
Die Iron River Ranch ist aber in finanziellen Schwierigkeiten. Es ist viel zu tun; wegen Dürre und niedriger Rindfleischpreise bleibt nach der harten Arbeit kaum etwas über. Beau und Rooster brauchen Hilfe. Colt entscheidet sich trotz erfolgreichen Probetrainings gegen die Fortsetzung seiner Karriere und zieht wieder zu Hause ein, muss sich aber an das Landleben erst wieder gewöhnen.
Mutter Maggie (gespielt von der drei Mal oscarnominierten Debra Winger) hat sich von dem schrulligen Beau getrennt und betreibt die Bar im Ort, wo die Männer beinahe jeden Abend einkehren. Außerdem sind viele Bekannte aus Colts Jugend im Ort geblieben, darunter auch seine ehemalige Freundin Abby (Elisha Cuthbert), die an der High School unterrichtet.
Gegen den Strich
Vom Aufbau her also solide und mit Potenzial für ein ordentliches Familiendrama/Dramedy mit gesellschaftlichen Themen wie Landflucht, Red State-Konservatismus, Heimat, Landwirtschaft, etc. Aber nur hin und wieder schimmert eine Botschaft durch.
Endlich einmal eine Comedy abseits der großen Küstenstädte New York und Los Angeles. Da ist es doppelt schade, dass auf reale Locations verzichtet wurde. Noch nie hat man einer Serie mehr angesehen, dass sie zu 100 Prozent im Studio entstand. Hauptort der Handlung sind das Wohnzimmer und die Veranda der Ranch, die Scheune und Maggies Bar.
Endlich einmal eine Familie mit halbwegs nachvollziehbaren Problemen. Kein bunter Freundeskreis, der sich durch New York säuft und keine Mittelklassefamilien in Suburbia, wo keiner einen Job zu haben scheint.
Endlich einmal ein Einblick in das nicht-liberale Amerika. Wo der Vater Beau einen Ausschlag bekommt, sollte er einmal einem Demokraten die Hand schütteln, selbstverständlich Pick-Up fährt und die Söhne nach dem Lieblingswhisky und einer Handfeuerwaffe nennt.
So viel verschenkt
Sam Elliot ist der richtige Mann dafür, bleibt aber nur ein Klischee. Ashton Kutcher, wiedervereint mit seinem „That ‘70s Show“-Kollegen Masterson, ist ein bekanntermaßen limitierter Darsteller, aber hier genau richtig besetzt.
Und dann hat Netflix noch alles anders gemacht. Die Folgen dauern 30 Minuten. Irritierend, wenn man in den vergangenen 25 Jahren mit amerikanischen Sitcoms mit exakt 22 Minuten Länge aufgewachsen ist.
Außerdem gibt es nur zehn Folgen, genannt „Part I“. Verlängert ist die Serie bereits, Part II wird voraussichtlich 2017 erscheinen.
Die Handlung ist wie erwähnt zu ernst mit zu viel Potenzial, das an jeder Ecke verschenkt wird. Aber aufgepasst: Alles was falsch läuft, wird am Ende vergessen sein. Wie Nadelstiche sind die wenigen guten Witze am Anfang und sie werden immer mehr. Es ist ein hinterhältiger, guter Humor, der sich anschleicht und für einige Lacher sorgt. Versprochen.
Von jugendbedenklich ist noch keine Rede, aber den Darstellern entfleucht hin und wieder das eine oder andere „böse“ Wort. Auch bei den Sexszenen sind ein paar Quadratzentimeter mehr Haut bei allen zu sehen als üblich. Und es gibt noch einige andere Szenen und Einfälle, die man so noch nicht gesehen hat und im Sitcom-Setting nicht vermutet hätte. Weil Netflix kann.
P.S.: Als Titelsong verunstalten Lukas Nelson und Shooter Jennings den großartigen Song „Mammas Don’t Let Your Babies Grow Up to Be Cowboys“, den ihre Väter Willie und Waylon einst bekanntmachten. Aber es passt einfach zum Thema der Serie.
P.P.S.: Immer wenn es einen Bezug zu unseren F.TV-Lieblingsserien gibt, muss man ihn erwähnen. Diesmal „Northern Exposure“: Grandiose Gastauftritte hat Barry Corbin als Veterinär und humoriger Sparringpartner von Sam Elliot.
Corbins Ex-Frau hat einen Blog und hat ihn am Set besucht. Da gibt es einige Backstage-Fotos zu sehen.