„Masters of Sex“-Kritik: Ep. 3.07: „Monkey Business“

Kaffeepause mit Michael Sheen, Josh Charles und Lizzy Caplan; Foto: Lionsgate TV

Kaum dass die Serie in der aktuellen Staffel ihre Richtung gefunden zu haben schien, mäandert sie prompt unnötig in Nebenhandlungen herum und macht sich damit leider ein wenig zum Affen. Und Zucker geben sie ihm dann auch noch. Eine Episode, zwei Meinungen.

Der Handlungsstrang um den Therapieversuch des am Ende der letzten Folge vorgestellten Gorillas mit Lustdefiziten ist dann noch der interessanteste, legt er doch nahe, dass ein solcher in jedem Manne steckt, mal mehr reparaturbedürftig, mal weniger. Das führt zu einer der für Bill Masters erstaunlichen – natürlich subtil kodierten – Liebeserklärungen, mit der er Virginia überrascht und damit ihrer Bitte nachkommt, ihren unfreiwilligen Teil-Striptease nicht zu Werbezwecken auszuschlachten. Dennoch fällt es trotz der dezenten Inszenierung schwer, die Szene am Affenkäfig ernst zu nehmen. Was schade ist, war die Begegnung mit der vormaligen Tierpflegerin doch das Highlight der Folge. Mensch und Tier können emotional tiefe Beziehungen miteinander haben und jeder auf seine Weise am Trennungsschmerz leiden, selbst wenn die Verbindung nur eine platonische war.

Dan wird hingegen von Tessa in seinem Verdacht bestätigt, dass zwischen Bill und Virginia mehr vor sich geht als eine reine Arbeitsbeziehung. Ob er sich etwas daraus macht, bleibt noch offen, für den Moment hat er damit kein Problem, so lange Virginia das Berufliche noch vom Privaten getrennt bekommt. Wahrscheinlicher ist aber, dass Dan in einem Versuch, sich als Ersatzvater Virginia gegenüber zu profilieren, an Tessa scheitern wird, was das Ende des Techtelmechtels einleiten dürfte, und Bill es richten muss. Oder so.

Mehr von der gleichen Medizin

Leider treten die Kinder in dieser Folge wieder in den Hintergrund und werden auf Variationen bisher bereits gezeigten Verhaltens beschränkt. Libby ergeht es kaum besser, und wir sehen zwei fast identische Szene wie vergangene Woche, ohne dass sie dem sich anbahnenden Seitensprung dabei wirklich näher käme.

In der Klinik ergeben sich Herausforderungen durch impotente Patienten ohne Partner, und für Betty stellt sich die Problematik künstlicher Befruchtung ihrer Partnerin ohne Ehegatten: “Helen, it’s sperm! We ad the character.” – Leider stößt Sarah Silverman im Gegensatz zu Annaleigh Ashford hier einmal mehr an die Grenzen ihrer schauspielerischen Möglichkeiten. Dafür gibt es dann ein Wiedersehen mit dem ehemaligen Arzt Dr. Austin Langham, der sich doch nicht in den Kennedy-Clan hat einheiraten können und jetzt wohl einen Stripclub leitet.

So bleibt am Ende eine eher durchwachsene Folge, die immerhin den Affenplot zum Ende bringt und dann hoffentlich nächste Woche wieder an Fahrt aufnehmen kann. Was jetzt zum Abschluss nicht fehlen darf, ist der Affentanz von Adriano Celentano (wie er übrigens in “Braunschlag” schön zitiert wurde). Jens Prausnitz

Und nun der Beitrag aus unserer Reihe „Fragen Sie Dr. Marcus“:

„The Hindenburg had a happier outcome!“

Ich dachte ja schon, die Folge davor wäre nicht gut gewesen, aber mit „Monkey Business“ ist wohl der (vorläufige?) Tiefpunkt erreicht. Dachte wirklich irgendeiner der Produzenten, es wäre eine gute Idee gewesen, zwei Schauspieler die Affenkostüme aus Stanley Kubriks „2001“ auftragen zu lassen und darauf den Haupthandlungsstrang der Woche aufzubauen? Wenn die arme Lizzy Caplan dann dem Gorilla im Mann … äh, Quatsch, Gorillamann meine ich, ihre Brüste offenbaren muss, weiß ich nicht mehr, wer einem mehr Leid tun soll: die Schauspielerin oder die Zuschauer. Was sollte dieser Handlungsstrang uns eigentlich sagen? Dass in jedem Mann ein Gorilla steckt oder umgekehrt? Dass Menschenaffen im Grunde auch nur nette Kerle mit leichten Macken sind? Oder dass die Autoren zu oft die „Planet der Affen“-Filme geguckt haben und zwar eher nicht die guten darunter? Dass die Beziehung des Gorillas zu seiner Pflegerin nur eine platonische war, will ich übrigens schwer hoffen, sonst hätte ich mir auch gleich den wenigstens sehr witzigen Erotik-Klassiker „Die Bestie“ noch einmal angucken können.

Als menschlicher Fall der Woche wird uns dann zum wiederholten Male ein impotenter Mann präsentiert, wobei die einzige Abweichung darin zu bestehen scheint, dass er diesmal keine Partnerin hat. Manchmal wünscht man sich fast, wir wären noch in den 1960ern, dann dürfte so ein Thema gar nicht behandelt werden und uns wäre einiges erspart geblieben. 

Ein heute immer noch relevantes Thema beschäftigt hingegen Betty und ihre Lebenspartnerin, die vielleicht besser Stand-Up-Komikerin geblieben wäre. Der Handlungsstrang ist zwar auch nicht sonderlich originell, sorgt aber wenigstens noch für coole Sprüche seitens Betty und einen sehr forschen Lösungsansatz für alle Paare, die ein ähnliches Problem plagt: Selbst ist die Frau. 

Die familiären Storybögen um Libby und Tessa verharren diese Woche an der gleichen Stelle wie in der Woche zuvor: Libby verbringt ihre Abende immer noch alleine im Apartment, Tessa spielt weiter das Biest, das gegen ihre Mutter intrigiert. Fast einziger Lichtblick in dieser Folge ist Josh Charles, der sich seit den Zeiten von „Club der toten Dichter“ und „Einsam Zweisam Dreisam“ sehr angenehm entwickelt hat. Die im Grunde ja fast immer guten Schauspieler können allerdings auch nicht mehr viel retten, wenn mit den Autoren offensichtlich der Affe durchgegangen ist.  Marcus Kirzynowski

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