Lückenfüller: „Come fly with me“

Vanasse, Mosley, Robbie, Vogel, Ricci und Garner stellen das überaus charmante Ensemble von "Pan Am". Foto: ABC/Sony Television

Es hat nicht sollen sein. Wenn Serien nach wenigen Folgen wieder eingestellt werden, dann ist das traurig, aber kein Grund, nicht trotzdem einen Blick zu riskieren. In dieser Reihe „Lückenfüller“ empfiehlt Hari List kurzlebige Serien der jüngeren Vergangenheit, die euch das Sommerloch und die Wartezeit bis zum nächsten Staffelstart versüßen sollen. Heute: „Pan Am“

Die wirklich sehr kurzlebige ABC-Serie „Pan Am“, die von Sony produziert wurde, war schon von Beginn an vor allem eines: teuer!

Dass man immense Summen für die Rechte an der Marke der legendären und nicht mehr existenten Fluglinie Pan Am, die zahlreichen Städten rund um die Welt, die im Sixties-Style wieder zum Leben erweckt wurden, und die bis ins kleinste Detail originalgetreu nachproduzierten Uniformen investierte, stand leider in keinem Verhältnis zu den erzielten Quoten. Nach der nur 14 Episoden umfassenden ersten Staffel war wieder Schluss. Amazon stand zwar in Verhandlungen, die Serie weiterzuführen, aber richtig viel Geld gibt man dort offenbar nur für Auto-Shows und das passende Catering aus.

Liebenswerte Charaktere

Piltofolge (Regie: Thomas Schlamme): 1963. Für den Jungfernflug des brandheuen Pan-Am-Jets Clipper Majestic (Boeing 707) fehlt noch ein Besatzungsmitglied. Chef-Stewardess Bridget ist nicht erschienen. Das irritiert ihren Verlobten Dean (Mike Vogel), der trotz seines niedrigen Alters die Ehre des Jungfernfluges hat, und die Personalplaner bei Pan Am, die jetzt schnell Ersatz einfliegen müssen. Die einzig verfügbare Stewardess mit der nötigen Erfahrung ist die gerade suspendierte politisch engagierte Maggie (Christina Ricci), für die die ultra-strengen Körpermaß- und Bekleidungsvorschriften eher vage Richtlinien sind.

Außerdem an Bord: Laura (Margot Robbie), die, frisch von der Akademie kommend, sich irgendwie in Uniform auf dem Cover des Life Magazine wieder gefunden hat. Das versetzt die namenlosen Kolleginnen in Neid („You’ll have no problems finding a husband“), irritiert aber Schwester Kate (Kelli Garner). Dabei ist Laura die letzte, die ans Heiraten denkt, denn sie hat sich erst bei Pan Am beworben, nachdem sie ihren Verlobten am Altar stehen ließ.

Viele teure Drehs waren nötig, um die  ganze Welt in den 60igern wieder auferstehen zu lassen. Foto: ABC/Sony Television
Viele teure Greenscreen-Drehs und Computereffekte waren nötig, um die ganze Welt in den 60ern wieder auferstehen zu lassen. Foto: ABC/Sony Television

Kate hat eigentlich sowieso keine Zeit, sich darüber zu ärgern, dass sie nicht mehr das alleinige schwarze Schaf der Familie ist, denn sie hat noch einen geheimen Nebenjob übernommen. Immerhin befinden wir uns mitten im kalten Krieg und Spione reisen auch gerne First Class. Nichts liegt also näher, als Stewardessen, die gut aussehen und keiner Zollkontrolle unterliegen, für die CIA zu rekrutieren. Und Kate ist ein Naturtalent.

Nächtliche Missionen und gesellschaftliche Themen

Abgerundet wird die Crew von Kopilot Ted (Michael Mosley), der trotz unlustiger Vergangenheit für die humorigen Sprüche zuständig ist, und der Französin Colette (Karine Vanasse), deren hochinteressante Backstory wir gemeinsam mit ihr im Laufe der Handlung erfahren werden.

So fliegen die Sechs durch die Welt und durch die Geschichte: besuchen Städte von Moskau bis Port-au-Prince, führen nächtliche Missionen aller Art durch und behandeln im Vorbeifliegen eine Menge zeitgenössischer gesellschaftlicher Themen. Dabei kommen aber weder der Humor noch die Romantik zu kurz.

Wer will, findet sicher einige Ecken und Kanten, aber im Großen und Ganzen ist es eine rundum gelungene Staffel mit einem halbwegs runden Ende, deren immenses Potenzial auf allen Ebenen sich leider nur erahnen lässt. Das ist aber vielleicht einen eigenen Text wert.

„Pan Am“, ABC 2012
14 Episoden in einer Staffel à 45 Minuten
Erhältlich unter anderem auf DVD und bei Amazon Instant Video

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