„Die Unterscheidung zwischen Kino und TV finde ich blöd“: Sibel Kekilli auf der Cologne Conference

Am heutigen Freitag (4. Oktober) war die Film- und Fernsehschauspielerin Sibel Kekilli zu Gast auf dem Kölner Festival. Die 33-Jährige, die als eine der wenigen das Kunststück zustande bringt, gleichzeitig in einer US-amerikanischen TV-Serie („Game of Thrones“) und einer deutschen Fernsehreihe („Tatort Kiel“) feste Engagements zu haben, stand in einem Werkstattgespräch im Wallraf-Richartz-Museum Rede und Antwort. Dabei erzählte sie unter anderem, wie HBO auf sie aufmerksam wurde und wie sich die Zusammenarbeit mit Peter Dinklage gestaltet.

Zu Gast in Köln: Sibel Kekilli; Foto: kir

Moderator Scott Roxborough vom Hollywood Reporter (dessen Magazin auch den Preis stiftet, den Kekilli am Freitagabend in Köln überreicht bekommt) erinnerte sie zunächst daran, dass er ihr bereits nach ihrer Auszeichnung mit dem Deutschen Filmpreis 2010 für ihre Rolle in „Die Fremde“ gesagt habe, sie werde wahrscheinlich eher eine Serie für HBO machen als Filme in Hollywood zu drehen. Seine Prophezeiung sollte sich schon ein Jahr später erfüllen: Seit 2011 spielt sie die Shae in der HBO-Serie „Game of Thrones“. Wie kam es dazu?

„Die Produzenten der Serie, Dan [Weiss] und Daniel [Benioff] hatten mich in ‚Gegen die Wand‘ gesehen, riefen meine Agentur an und fragten, ob ich selbst ein Casting-Tape von mir aufnehmen könnte. Ich fragte, ob ich nicht lieber persönlich zum Casting nach London kommen könnte. Mein Englisch war damals noch nicht so gut und bei dem Casting waren zehn Leute – ich war entsprechend nervös. Der Caster war offensichtlich schwul und übernahm die Rolle des Tyrion. Er war dann in der Probeszene total erstaunt, dass ich ihn gleich küsste. Ich meinte: ‚Wieso, das steht doch hier so im Skript?‘. Nach dem Casting dachte ich: ‚Na ja, Hauptsache, HBO hat mich gesehen.'“

Als die Produzenten dann tatsächlich bei ihrer Agentin anriefen, dass sie die Rolle habe, war Kekilli so verängstigt, dass sie ihr sagte: „Sag denen ab!“. Zum Glück für die Serienfans waren Weiss und Benioff aber so hartnäckig, dass sie ihr einen „ganz tollen“ Brief schrieben und auch telefonisch nachhakten, um sie umzustimmen. Am ersten Drehtag sah es dann erst einmal nicht so aus, als hätte HBO ein besonders hohes Budget für die Serie. Das Zelt für die Schauspieler sei nur schlecht geheizt gewesen. Inzwischen habe sich das geändert, der Sender stecke nun mehr Geld in die Show. „Die Kollegen, die auch für die BBC arbeiten, sagen immer: ‚Für HBO zu arbeiten ist mehr wie einen Kinofilm zu drehen.“

Der Umgang mit dem Hype

Nach ihrem Hauptpartner in der Serie Peter Dinklage befragt, der den Tyrion Lannister spielt, dessen Dienerin Kekilli darstellt, sagte sie, er sei absolut kein Mainstream-Geist. So habe er etwa auch gar keinen Manager. Im Gegensatz zu manch anderen Kollegen gehe er aber fantastisch auf seinen jeweiligen Szenenpartner ein und sei einer ihrer liebsten Kollegen.

Wie schwer ist es, sich als Schauspielerin dem Hype um eine Serie wie „Game of Thrones“, deren Buchvorlage schon wahnsinnig treue Fans hatte, zu entziehen? „Ich habe die Bücher bewusst nicht gelesen, um mich in meinem Spiel nicht beeinflussen zu lassen. Am Anfang hat meine Agentin mir schon gesagt: ‚Schau mal lieber nicht ins Internet, was die Fans da so über dich schreiben.'“ Inzwischen fände sie es aber toll, selbst in Istanbul oder Los Angeles von Fans der Serie angesprochen zu werden, obwohl sie doch darin eine relativ kleine Rolle spiele.

Fliegender Wechsel zwischen Irland und Kiel

Seit 2010 ist Kekilli auch regelmäßig zwei Mal im Jahr als Sarah Brandt, die Assistentin von Axel Milberg, im Kieler „Tatort“ zu sehen. Sie sei eine der ersten Kinoschauspielerinnen gewesen, die für ein Engagement in der beliebten Krimireihe angefragt wurde. Ihre Agentin habe es sehr gut eingerichtet, dass die Dreharbeiten dafür nicht mit denen von „Game of Thrones“ in Irland kollidieren. „Man kann aber auch mit HBO reden, wenn es um Termine geht.“ Von der Rolle der Kommissarin hätten ihr viele Kollegen aus der Branche zuvor abgeraten. Sie fände aber die Unterscheidung zwischen Kino und Fernsehen blöd. Für Filme außer der Reihe bleibe natürlich momentan wenig Zeit, aber ein kleinerer Kinofilm sei in Planung.

Selbst sehe sie auch gerne anspruchsvollere US-Serien wie die „Sopranos“, „Breaking Bad“ und „Mad Men“, aber auch dänische Serien und viele Dokumentarfilme. Neue Angebote aus Amerika gebe es schon: „Witzigerweise bekomme ich im Moment mehr Angebote aus Hollywood als aus Deutschland, obwohl ich hier die viel größeren Rollen gespielt habe. Aber es kommt halt auch auf die angebotene Rolle an, die muss schon etwas Besonderes haben. Generell glaube ich nicht, dass Hollywood auf eine deutsche Schauspielerin wartet.“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.