Am Freitag, den 13. Oktober, startet mit „Babylon Berlin“ auf Sky Deutschland das größte Serienprojekt in der Geschichte des deutschen Fernsehens. Der Podcast Serienreif hat mit den verantwortlichen Produzenten und Hauptdarsteller Volker Bruch über die Hintergründe gesprochen.
„Herr Stefan Arndt, Geschäftsführung X-Filme, hätte zusammen mit dem Regisseur Tom Tykwer gerne einen Termin bei ihnen, um Ihnen ein Fernseh-Projekt vorzustellen. Es wäre schön, wenn das noch vor dem Jahresende klappen würde“, heißt es in dem Outlook-Terminkalendereintrag von ARD-Programmdirektor Volker Herres am 8. Oktober 2013. Was Stefan Arndt und Tom Tykwer, die mit ihrer 1994 gemeinsam gegründeten Firma internationale Kinofilmproduktionen wie „Lola rennt“, „Good Bye, Lenin“, „Das weiße Band“ oder „Cloud Atlas“ produziert haben, mit Herres hier besprechen wollen, sind nicht weniger als ihre Pläne für das aufwendigste und teuerste deutsche Serienprojekt aller Zeiten.
Dass sich der Filmemacher Tykwer dafür die erfolgreiche historische Krimi-Bestsellerreihe des Autors Volker Kutscher ausgesucht hat, um mit Kommissar Gereon Rath eine Figur durch die chaotische Endphase der Weimarer Republik im Berlin Ende der 20er und Anfang der 30er Jahre zu schicken und von den politischen und gesellschaftlichen Umwälzungen der Zeit zu erzählen, die bis in die Gegenwart nachwirken, mag ein inhaltlicher Vorteil gewesen sein. Die Finanzierung, die ein solches „vom Größenwahn durchtränktes Projekt“, wie es Hauptdarsteller Volker Bruch im Nachhinein bezeichnet, benötigt, stellten die Beteiligten zu Beginn der Planung jedoch vor große Herausforderungen. „Bei vielen Punkten musste bei ‚Babylon‘ einfach ein neuer Weg gegangen werden“, erklärt Michael Polle, verantwortlich für die TV-Abteilung bei X Filme. „In der Zusammenstellung der Partner, in der Herstellung, wie diese Serie gemacht wurde. Das waren einfach alles Dinge, die es zumindest in Deutschland im seriellen Erzählen so noch nicht gab.“
Offene Ohren auf allen Seiten
So ist es schließlich Arndt, der Herres und Sky-Deutschland-Chef Marcus Ammon den Vorschlag macht, das öffentlich-rechtliche Fernsehen und das Pay-TV für „Babylon Berlin“ zusammenzubringen. Eine Koproduktion, die in dieser Form bis vor Kurzem hierzulande kaum denkbar gewesen wäre. „Tatsächlich ist das auf offene Ohren gestoßen, bei beiden sofort“, erinnert sich Uwe Schott, ebenfalls Geschäftsführer bei X Filme an die ersten Gespräche der heutigen Partner. „Sky arbeitet in England auch schon lange mit der BBC zusammen, das ist dort ein erprobtes Modell.“
Zum Auftakt der zweiten Staffel meines Podcasts Serienreif, der das deutsche Serienjahr 2017 begleitet, die Kreativen und Verantwortlichen dahinter in langen Gesprächen vorstellt und vor allem auf deren Antriebe sowie die Realitäten abzielt, auf die sie dabei treffen, habe ich die drei verantwortlichen Produzenten Stefan Arndt, Uwe Schott und Michael Polle von X Filme sowie den Hauptdarsteller Volker Bruch getroffen und mit ihnen über die Hintergründe der Produktion und die Dreharbeiten gesprochen. Wie kein anderes Serienprojekt steht „Babylon Berlin“ derzeit im Fokus der medialen Aufmerksamkeit. Viele Kritiker und Zuschauer hoffen, dass es endlich die Serie sein könnte, die man sich in einer solchen Größenordnung hierzulande schon seit vielen Jahren ersehnt hat.
Erschreckende Aktualität
Besonders durch die Wahl der Epoche im Berlin der späten 20er Jahre, gilt „Babylon Berlin“ auch als Spiegelbild der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen in Deutschland und auf der ganzen Welt: „Diese Einschläge waren wirklich beängstigend“, so Michael Polle. „Im Verlauf der Entstehung haben wir mit den Autoren und Regisseuren immer wieder zusammengesessen und gemerkt – als die AFD aufkam, als Pegida aufkam –, wie aktueller denn je dieser Blick in die Vergangenheit auch wurde.“
Prinzipiell sind also alle Zutaten vorhanden, um die 38 Millionen Euro teure Serie zu einem deutschen Serienhit werden zu lassen. Sky Deutschland hat in den letzten Wochen zudem ordentlich ins Marketing investiert, so dass kaum ein/e potenzielle/r ZuschauerIn an den Trailern, Teasern und Plakaten zur Serie vorbeigekommen sein dürfte. Doch letztendlich wird sich ab dem 13. Oktober zeigen – ARD-Zuschauer müssen noch bis Ende 2018 warten –, ob das Publikum davon ebenso begeistert sein wird, wie die meisten Vorabkritiken. Die Weiterführung der bislang mit jeweils acht Folgen abgedrehten zwei Staffeln scheint jedoch von diesen Zahlen erst einmal nicht gefährdet. Die Verantwortlichen haben bereits durchblicken lassen, dass eine dritte und vierte Staffel bereits in Planung sind.
„Babylon Berlin“ läuft ab morgen (13. Oktober) freitags um 20 Uhr 15 in Doppelfolgen auf Sky1.
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