Inhalt: Während Carrie nach ihrem Beirut-Einsatz zunächst ein emotionales Hochgefühl erlebt, stößt Saul bei seiner Rückreise in die USA mit der belastenden Video-Karte von Brody auf Hindernisse. Brody selbst bekommt kurz vor einem geplanten großen öffentlichen Auftritt mit dem Vize-Präsidenten einen ungelegenen Auftrag von Abu Nazirs Mittelsfrau: Er soll den als Schneider getarnt lebenden Bombenbauer in Sicherheit bringen, der enttarnt worden sein soll. Die nach Routine aussehende Mission entgleist jedoch völlig…
Bewertung: Anfangs scheint es Carrie endlich wieder gut zu gehen; voller Energie bereitet sie sich auf die Nachbesprechung ihres Außeneinsatzes vor. Wie bei einer Manisch-Depressiven ahnt man als Zuschauer allerdings schon, dass das Hoch vor dem Fall kommt. Nachdem ihre Erwartungen von der CIA enttäuscht wurden, wird ihr einmal mehr bewusst, dass sie neben der „Firma“ keinen weiteren Lebensinhalt hat. Wie schon zu Beginn von Staffel 1 werden wir Zeugen ihrer tiefen Einsamkeit. Diese in einen halbherzigen Selbstmordversuch mündenden Emotionen vermittelt Claire Danes ganz ohne Worte in einer langen, beklemmenden Sequenz in Carries Wohnung. Zu einem weiteren emotionalen Schock für den Zuschauer kommt es unmittelbar zuvor, wenn Brody beim Katz-und-Maus-Spiel mit dem geflohenen Bombenbauer mit einer brutalen Kurzschlusshandlung reagiert, während er gleichzeitig am Telefon seine aufgebrachte Ehefrau Jessica zu beruhigen versucht. Auf schmerzliche Weise wird ihm und uns bewusst, dass es für ihn immer schwerer wird, seine beiden so unterschiedlichen Leben miteinander zu vereinbaren.
Jessica nimmt als Reaktion auf die Abwesenheit ihres Ehemanns dessen politisches Fortkommen selbst in die Hand, mit einer ergreifenden Rede über die emotionalen Folgen der Kriegsgefangenschaft auf einer Spendengala. Morena Baccarin beweist hier eindrucksvoll, dass „Homeland“ nicht nur mit seinen beiden Hauptdarstellern glänzen kann, sondern auch mit einem Ensemble hervorragender Schauspieler in den Nebenrollen. Eine starke Charakterfolge, die einmal mehr tiefe Einblicke in die Psychologie der Figuren ermöglicht, ohne die äußere Action dabei völlig zu vernachlässigen. Einziger Kritikpunkt wäre, dass der Cliffhanger im Grunde nur eine Variation des Schlusses der vorhergehenden Folge darstellt. Aber das wäre bei der hohen Qualität, die die Serie kontinuierlich hält, fast schon kleinlich.