„Better Call Saul“-Kritik Ep. 2.06: „Bali Ha’i“

Familientreffen: Mike unter Salamancas; Foto: Ursula Coyote/Sony Pictures TV/AMC

Diese Woche nimmt uns „Better Call Saul“ mit ins Musical und treibt ansonsten seine Handlungsstränge recht langsam voran. Zwei alte Bekannte tauchen auch noch auf.

Jimmy McGill (Bob Odenkirk) kann nicht schlafen. In seinem vom Arbeitgeber gestellten Luxusappartment versucht er zunächst, die Zeit totzuschlagen, bis ihm die zündende Idee kommt: Er fährt in sein altes Hinterzimmerbüro, klappt die Liege aus und versinkt sofort in hoffentlich süße Träume. Diese Eingangssequenz soll die einzige längere Szene mit Jimmy in dieser Folge bleiben, die anderen Figuren scheinen den Autoren momentan interessanter zu sein.

Kim Wexler (Rhea Seehorn) hat es aus dem Keller wieder in ein richtiges Büro geschafft, vermutlich mit Chucks tatkräftiger Unterstützung. Ihr Boss Howard Hamlin (Patrick Fabian) macht nämlich nicht den Eindruck, als sei er sonderlich begeistert davon. Vor Gericht läuft es im Sandpiper-Prozess auch nicht rund, aber dafür erfährt sie etwas Wertschätzung durch einen Vertreter der Gegenseite: Rick Schweikart (Dennis Boutsikaris) ist von ihr angetan und lädt sie zum Mittagessen ein. Er, Mitbesitzer der Kanzlei Schweikart & Cokely, bietet Kim einen Job an. Das bringt die Anwältin ins Grübeln, sieht sie sich von ihrem bisherigen Arbeitgeber doch ziemlich im Stich gelassen.

Vielleicht steigt sie auch deshalb von ihrem moralischen Ross hinab in die Niederungen der Betrügerei. Beim Mittagessen läuft ihr ein Typ über den Weg, der nach Geld riecht – also ruft sie Jimmy an und schon erleichtern beide den Herrn um einen Scheck in Höhe von 10.000 Dollar. Für Kim ist es lediglich ein Spiel, sie hat nicht vor, den Scheck einzulösen. Die Beziehungskrise mit Jimmy endet an dieser Stelle, auch wenn Wexler sich weiterhin Gedanken macht: „You took the job at Davis & Main for me.“ Jimmy verneint heftig – glaubt sie ihm?

Die Rückkehr der Tarantinofiguren

Mike Ehrmantraut (Anthony Banks) hat sich derweil eine schicke Fußmatte für die Haustür gekauft – wie man später sieht, als gewiefte Vorsichtsmaßnahme gegen ungebetene Gäste. Denn die Matte in Kombination mit Durchschlagspapier macht Abdrücke von Schuhsohlen. Eine offenkundig notwendige selbstgebastelte Warnanlage, denn Mike erdreistet sich zuvor, das Angebot von Hector Salamanca (Mark Margolis) abzulehnen. Das beschert ihm Besuch von zwei Schergen des Mexikaners, die er aber mit Nachdruck aus dem Haus befördert.

Die Situation ist damit aber nicht gelöst: Zwei alte Bekannte tauchen auf und bedrohen Kaylee, Mikes Enkelkind, auf nicht sonderlich subtile Weise mit dem Tod. So, dass Mike es mitbekommt, der jetzt natürlich unter Zugzwang steht. Die beiden Gestalten sind übrigens das mexikanische Killerpärchen Marco und Leonel aus der dritten Staffel von „Breaking Bad“. Ich mochte diese Figuren schon in der Mutterserie nicht, da sie mir zu tarantinoartig geschrieben waren. Aber die Fans dürften sich über dieses Wiedersehen freuen. Mike knickt ein und stimmt dem Deal mit Salamanca zu. Allerdings schlägt er für sich ein bedeutend höheres Sümmchen raus, als ihm der alte Mexikaner zunächst zugestehen wollte und teilt dieses anschließend mit Nacho (Michael Mando). Hier bahnt sich eine längerfristige Partnerschaft an.

Und viel mehr passiert in dieser Folge auch nicht, was nach den hochklassigen Episoden der letzten Wochen eine kleine Enttäuschung darstellt. Jimmys Handlungsstrang tritt etwas auf der Stelle, Erin taucht leider nur in einer (dafür sehr gelungenen) Szene auf. Bei Kim geht es auch nicht so richtig voran, aber ihr Teil fesselt mehr. Ich hätte gerne gesehen, wie es mit Chuck und Jimmy weitergeht, aber dafür bleiben uns noch die nächsten Wochen. Vier, um genau zu sein, dann findet die zweite Staffel bereits ihr Ende.

Kommen wir abschließend unserem Bildungsauftrag nach und erklären, was es mit dem Titel „Bali Ha’i“ auf sich hat. Dieses Lied singt Jimmy am Anfang für Kim am Telefon, es stammt aus dem Musical „South Pacific“ von Rodgers & Hammerstein. Was hat es mit der Anspielung auf sich? Bali Ha’i ist eine mystische Insel, die zwar am Horizont gesehen werden, aber niemals erreicht werden kann. Inhaltsmetapher, ick hör dir trapsen.

Die neue Folge jeweils dienstags bei Netflix.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.