Quality? What Quality? – Bemerkenswerte Serien abseits des Qualitätskanons (III): „Finding Carter“

Ihre Welt wird auf den Kopf gestellt: Kathryn Prescott als Carter; Foto: Viacom

Für das aktuelle „Goldene Serienzeitalter“ werden immer wieder die gleichen Beispiele angeführt: „Breaking Bad“, „Mad Men“, vielleicht noch „Homeland“. Aber auch abseits von HBO, AMC und Showtime gibt es Überraschungen zu entdecken, im Network-TV, bei kleineren Sendern oder in Europa. Heute: eine perfekt auf Teenager ausgerichtete Mysteryserien-Variante.

Die etwa 16-jährige Carter und ihre alleinerziehende Mutter Lori verstehen sich blendend. Das wird gleich in der ersten Szene des „Finding Carter“-Piloten klar, in der die Beiden gemeinsam in einem Café sitzen und eher wie Schwestern wirken. Bevor Lori ihre Teenie-Tochter ziehen lässt, die sich mit Freunden treffen will, versichern sie sich noch mal, wie lieb sie einander haben. Doch die dicke Überraschung folgt auf dem Fuße: Nachdem Carter wegen eines Streichs im Gefängnis landet, erfährt sie vom FBI, dass sie gar nicht Carter heißt und Lori nicht ihre Mutter ist, sondern sie entführt hat, als sie drei Jahre alt war.

Keine schlechte Prämisse für eine Dramaserie, auch wenn es ein Teenagerdrama des ehemaligen Musiksenders MTV ist: Eine Jugendliche steht vor den Trümmern ihres bisherigen Lebens, alles, was sie bisher als selbstverständlich hingenommen hat, entpuppt sich als Seifenblase, als Lüge. Herausgerissen aus ihrem Alltag wird sie mit ihrer richtigen Familie konfrontiert, mit Eltern und Geschwistern, an die sie sich nicht erinnern kann. Zudem muss sie damit umgehen lernen, dass ihre engste Bezugsperson gar nicht ihre Mutter, sondern offenbar eine Kriminelle ist – was Carter zunächst nicht einsehen will. Nicht mal ihr Name ist echt.

Partys, Jungs und Drogen

Daraus hätte man nun eine spannende Mysteryserie rund um das Thema Identitätssuche stricken können, wie „Orphan Black“ es vorgemacht hat (und manche sagen ja, das wäre schon eine Teenieserie). Die MTV-Macher haben sich aber für einen anderen Ansatz entschieden: Schon in den ersten Folgen steht weniger die Frage im Mittelpunkt, warum Lori das Mädchen entführt hat (und was die echten Eltern zu verbergen haben), sondern eher die Beziehungen Carters zu neuen und alten Freunden, Geschwistern und love interests. Da geht es dann schnell um typische Jugendserien-Situationen wie aus dem Ruder gelaufene Partys, Rivalität zwischen Schwestern um den süßen Jungen und Probleme mit Drogen. Das ist perfekt auf die junge Zielgruppe zugeschnitten, wirkt aber auf Dauer doch etwas unoriginell. Letztlich ist es der Serie, die mit guten Kritiken startete, wohl auch zum Verhängnis geworden: Nachdem der Fokus in Staffel 2 noch stärker auf die Beziehungsgeschichten gelegt wurde, sanken die Quoten in den USA und im Januar kam das Aus von MTV – eine dritte Staffel wird es nicht mehr geben.

Ein echter Pluspunkt der Serie ist die Hauptdarstellerin: Kathryn Prescott, als Emily eine der beiden Zwillingsschwestern der mittleren „Skins“-Generation, mag keine überragende Schauspielerin sein, aber eine sympathische Darstellerin ist sie allemal. Als rebellische, unangepasste Carter trägt sie die Serie fast schon alleine. Für eine MTV-Eigenproduktion sieht „Finding Carter“ zudem relativ gut aus, was auch daran liegen könnte, das ausnahmsweise einmal nicht in Kanada gedreht wurde. Am Ende trägt das Konzept aber doch nicht über eine längere Laufzeit – das Problem vieler Mysteryserien. Hier waren die Geheimnisse aber von Anfang an eh nur der Aufhänger, um einmal mehr von Freud und Leid Heranwachsender zu erzählen – was andere Serien dann doch fesselnder hinbekamen.

Die Serie läuft ab Montag, den 22. Februar, montags um 20 Uhr 15 auf dem deutschen Disney Channel.

2 comments

  1. Es stimmt leider, dass Finding Carter toll angefangen hat und dann komplett abgesackt ist. Dennoch finde ich, dass MTV sich in den letzten Jahren wirklich zu einem guten Seriensender gemausert hat. Alles hat mit Teen Wolf angefangen, dann kamen mehr oder weniger interessante Serien wie Awkward. und Faking It, sowie Finding Carter – jetzt haben sie aber wirklich den Höhepunkt mit den Shannara Chronicles erreicht! Ich hätte ihnen nie zugetraut so eine aufwendige Fantasy-Serie zu machen, aber das Endprodukt sieht hochwertig aus und ist definitiv eine meiner neuen Serien-Obsessionen.
    Bin etwas vom Thema abgekommen aber was soll man machen …

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