Best Of 2015 #3 – Olaf

Werd auch du ein Mitglied der Fsociety; Foto: USA Network

2015 war ein gutes Serienjahr, in dem ich mehr Serien verfolgt habe als je zuvor. Von eher schrottigem Unterhaltungsschmu wie „The Strain“ bis hin zu hochwertiger Dramenkost wie „Rectify“ war alles dabei. Folgende zehn sind übrig geblieben.

Platz 10: The Affair, Season 2

Hat es noch so gerade eben in die Top 10 geschafft, nachdem es elf Folgen lang so aussah, als würde sich die Staffel viel weiter vorne einfinden. Aber die furchtbar konstruierten und dem Ton der Serie nicht angemessenen Entwicklungen der letzten Folge haben das erfolgreich verhindert. Dennoch kann man „The Affair“ bis dahin jedem empfehlen, der gut gespielte Dramen mit Realitätsbezug mag. In einer großartigen Szene beim Psychologen beispielsweise zeigt Dominic West, den ich bis dato unterschätzt habe, was schauspielerisch in ihm steckt.

Gehören sie doch noch zusammen? Helen und Noah Solloway; Foto: Showtime
Gehören sie doch noch zusammen? Helen und Noah Solloway; Foto: Showtime

Platz 9: Halt And Catch Fire, Season 2

Der neue Fokus auf die beiden weiblichen Hauptfiguren hat der Serie gut getan, dennoch fand ich die erste Staffel runder. Zudem wurde dort die interessantere Geschichte erzählt. Aber AMC glaubt an seine Produktion und hat ihr trotz verheerender Einschaltquoten eine dritte Runde spendiert. Dort wird sich die Handlung vermutlich aus Texas ins Silicon Valley verlagern, was eine Entwicklung wäre, der ich sehr skeptisch gegenüberstehe. Änderungen dieser Art tun Serien nur selten gut.

Kerry Bishés Donna stahl in Staffel 2 den meisten Kollegen die Show; Foto: AMC
Kerry Bishés Donna stahl in Staffel 2 den meisten Kollegen die Show; Foto: AMC

Platz 8: Mad Men, Season 7.2

Es ist immer mit viel Nostalgie behaftet, wenn eine Serie nach etlichen Jahren das Zeitliche segnet. Das ist auch den Machern von „Mad Men“ bewusst gewesen. Und so schickten sie Don Draper zunächst auf eine Selbstfindungsreise, nur um anschließend zu seinem Ursprung zurückzukehren, allerdings deutlich entspannter und glücklicher als zuvor. Die Halbstaffel bot viel Gelegenheit, noch einmal in den Set Designs zu schwelgen und die durch die Bank hervorragenden Darsteller zu genießen. Eine Serie dieser Art wird nun wohl eine Weile auf sich warten lassen.

Don Draper, befreit von (fast) allen irdischen Besitztümern; Foto: Lionsgate TV
Don Draper, befreit von (fast) allen irdischen Besitztümern; Foto: Lionsgate TV

Platz 7: Bosch, Season 1

Ich bin wirklich kein Freund von Krimistoffen. Aber das von einigen Serien verwendete Konzept, einen einzigen Fall über den Verlauf einer ganzen Staffel zu erzählen, hat es mir dennoch angetan. „Bosch“ erzählt mal wieder von einem Polizisten der Sorte „rauhe Schale, weicher Kern“, wie üblich mit privaten Problemen ohne Ende belastet. Und dennoch übt die Figur eine große Faszination aus, was auch ihrem Darsteller Titus Welliver zu verdanken ist. Charisma ist sein zweiter Vorname. Besondere Erwähnung muss der tolle Vorspann finden. Amazon hat zum Glück bereits eine zweite Staffel bestellt.

Titus Welliver ist Bosch; Foto: Amazon
Titus Welliver ist Bosch; Foto: Amazon

Platz 6: Club der roten Bänder, Staffel 1

Ich freue mich sehr für Vox, dass dem Sender mit der ersten eigenproduzierten Dramaserie gleich so ein Erfolg vergönnt war. Es wäre wirklich zu schade gewesen, wenn man niemals erfahren würde, wie es mit den Jugendlichen und Kindern im Krankenhaus weitergeht. Wann hat mich eine deutsche Serie das letzte Mal zu Tränen gerührt? Vermutlich noch nie. „Club der roten Bänder“ ist nicht frei von Fehlern, aber man merkt das Herzblut, das in dieser Produktion steckt, deutlich. Und das ist letztlich viel wichtiger als narrative oder darstellerische Perfektion.

Tanzen verbindet: Jonas (Damian Hardung), Emma (Luise Befort) und Leo (Tim Oliver Schultz); Fotos: VOX/Martin Rottenkolber
Tanzen verbindet: Jonas (Damian Hardung), Emma (Luise Befort) und Leo (Tim Oliver Schultz); Fotos: VOX/Martin Rottenkolber

Platz 5: Penny Dreadful, Season 2

Dass die erste Staffel noch zu toppen sein könnte, hat vermutlich niemand erwartet. Und so bleibt eine ganz leichte Enttäuschung zurück. Dennoch ist „Penny Dreadful“ weiterhin ganz großes Kino. Wunderbar gemalte Bilder treffen auf eine opulente Ausstattung und bestens aufgelegte Schauspieler der Spitzenklasse. Eva Green bekommt in Helen McCrory eine würdige Gegenspielerin, auch darstellerisch. Der Gothic Horror der ersten Staffel wurde zugunsten von theaterhafteren Szenen zurückgefahren, aber die Atmosphäre bleibt dieselbe. John Logans Serie ist weiterhin ein Fest für alle Freunde der englischen Sprache, man kann in den Dialogen schwelgen – und dazu die wunderbare Musik von Abel Korzeniowski. Absolut kinoreif.

Eva Green und Josh Hartnett in "Penny Dreadful"; Foto: Showtime
Eva Green und Josh Hartnett in „Penny Dreadful“; Foto: Showtime

Platz 4: Rectify, Season 3

Diese wunderbare kleine Dramaserie läuft auch in ihrer dritten Staffel zu Höchstform auf. Ich verweise faul auf die Top 10 von Kollege Kirzynowski, der alles Wichtige bereits gesagt hat. Ergänzend möchte ich noch hinzufügen, dass ich mit dem Ende der dritten Staffel als Serienabschluss sehr zufrieden gewesen wäre und mich frage, was die Autoren uns in einer vierten Auflage noch erzählen wollen.

Schon ein Ereignis: Daniel Holden (Aden Young) kauft Farbe; Foto: SundanceTV
Schon ein Ereignis: Daniel Holden (Aden Young) kauft Farbe; Foto: SundanceTV

Platz 3: Manhattan, Season 2

Diese unter Ausschluss der amerikanischen und erst recht der deutschen Öffentlichkeit laufende Dramaserie rund um die Entwicklung der Atombombe hat mir in ihrer zweiten Staffel vielleicht noch besser gefallen als in der ersten. Auf historische Authentizität wird keinerlei Wert gelegt, die Frage „wie reagieren Menschen in so einer Extremsituation“ steht eindeutig im Vordergrund. Die Figuren sind interessant gezeichnet, das begrenzte Budget sieht man der Serie optisch nicht an, und das Schauspieler-Ensemble ergänzt sich ausgezeichnet. Die zweite Staffel ist noch eine ganze Ecke spannender, weil ein effetiver Spionage-Subplot eingeführt wird. Bitte, liebe Verantwortliche von WGN, spendiert noch eine dritte Season. Auch wenn der Handlungsort verlegt werden müsste und ein Großteil der tollen Schauspieler vermutlich nicht mehr vorkäme.

Einer der Väter der Bombe: Frank Winter (John Benjamin Hickey); Foto: Lionsgate TV
Einer der Väter der Bombe: Frank Winter (John Benjamin Hickey); Foto: Lionsgate TV

Platz 2: Bloodline, Season 1

Kopf-an-Kopf-Rennen um Platz eins. Ähnlich wie Kollege Kirzynowski bin ich nicht der größte Freund von Netflix-Dramenserien. „Bloodline“ ist die erste bisher, die mich vollkommen begeistert, aber dafür dann auch direkt mit Nachdruck. Über 13 Folgen entwickelt sich eine düstere Familiengeschichte mit einem zentralen Geheimnis. Die Kritik, es würde ja wenig passieren und dementsprechend langweilen, kann ich nicht nachvollziehen: Jede zweite Szene knistert nur so vor psychologischer Spannung, alleine die Unberechenbarkeit der Rolle Danny Rayburn sorgt für Angespanntheit beim Zuschauer. Gespielt wird diese Figur von Ben Mendelsohn, den ich bisher nicht kannte und der eine riesige Entdeckung darstellt. Was für ein Schauspieler! In einem eh schon stark besetzten Cast sticht er noch mal deutlich heraus. Ich kann die zweite Staffel kaum erwarten.

Dysfunktionale Familie: ; Foto: Netflix
Dysfunktionale Familie: die Rayburns; Foto: Netflix

Platz 1: Mr. Robot, Season 1

Da soll noch mal einer sagen, dieses Jahr habe es keine guten Neustarts gegeben. Auf den ersten beiden Plätzen tummeln sich bei mir direkt zwei. „Mr. Robot“ entführt uns in die Welt eines sozial gestörten Hackers und Computermenschen, würzt das Ganze mit einer ordentlichen Prise Verschwörungsthriller und Paranoia-Stimmung und mengt für den besonderen Geschmack noch ein paar Esslöffel Kapitalismus-Kritik bei. Letzteres habe ich in dieser Deutlichkeit lange nicht mehr gesehen. Die Serie ist sensationell gefilmt, mit schrägen Kamerawinkeln und ungewöhnlichen Perspektiven. Zusammen mit der effektiven elektronischen Musik von Mac Quayle entwickelt diese erste Staffel einen enormen Sog, der seinesgleichen sucht. Rami Malek ist zudem ein fantastischer Schauspieler, dem ich auch dabei zusehen würde, wie er die Buchhaltung macht. Diese erste ernsthafte Dramaserie vom USA Network trifft direkt ins Schwarze und man kann dem Sender nur raten, seine bisherigen netten Produktionen wie „Burn Notice“ oder „Suits“ ad acta zu legen und sich in dieser Richtung verstärkt zu betätigen.

Christian Slater liest William Gibson's "Neuromancer"; Foto: USA Network
Christian Slater liest William Gibson’s „Neuromancer“; Foto: USA Network

One comment

  1. Mr. Robot ist für mich die polarisierendste Serie des Jahres. Ich habe alle Folgen lediglich in Skriptform gelesen, und da war die Serie schon recht schwach bzw. teilweise auch langweilig. Den Großteil des Lobes heimsen der Hauptdarsteller, die Cinematographie, der Soundtrack und der Zeitgeist ein – finde es wirklich spannend, wie eine Serie, die vom Drehbuch her eigentlich ziemlich durchschnittlich ist, so großen Anklang finden kann.

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