Cultural clash at its best: die britisch-amerikanische Comedyserie „Episodes“

Die Showrunner und ihr Star: Stephen Mangan, Tamsin Greig und Matt LeBlanc; Foto: Hat Trick International

Die Comedyserie von BBC und Showtime nimmt die kulturellen Unterschiede zwischen Briten und Amerikanern ebenso treffend aufs Korn wie die Skurrilitäten des amerikanischen Fernsehgeschäfts. Matt LeBlanc, der hohle Schönling aus „Friends“, spielt sich darin gleich selbst. Dieser Beitrag wird präsentiert von Maxdome.

Was bleibt von einer mit viel britischem Humor ausgestatteten Comedyserie über den ältlichen Leiter eines Jungeninternats und seine Schüler übrig, wenn ein US-Sender sie adaptiert? Eine Sitcom über einen attraktiven Eishockeytrainer und dessen Flirt mit der heißen Schulbibliothekarin. Was klingt wie ein Witz, den man sich in Hollywood erzählt, ist der Grundkonflikt des 2011 gestarteten „Episodes“. Das hatten sich Sean und Beverly Lincoln („Dirk Gently“ Stephen Mangan und Tamsin Greig) anders vorgestellt, als das in Großbritannien erfolgreiche Fernsehautoren-Ehepaar den unerwarteten Anruf aus Hollywood bekam, ein US-Network wolle ihre Sitcom „Lyman’s Boys“ adaptieren. Voller Vorfreude reisen die Beiden nach Los Angeles, um die Bearbeitung ihres geistigen Kinds selbst zu leiten, betont Programmchefin Carol (Kathleen Rose Perkins) doch immer wieder, wie sehr Networkboss Merc Lapidus (John Pankow als sexbesessene Niete in Nadelstreifen) ihre Show liebe. Bis zur Erkenntnis, dass die Amerikaner das Meiste, was sie sagen, nicht allzu wörtlich meinen (und Lapidus ihre Show nie gesehen hat), ist es für Sean und Beverly ein relativ kurzer, dafür umso schmerzhafterer Weg.

Dass der Star der in ihrer Heimat erfolgreichen Serie den Part auch in der Adaption übernehmen wird, ist für die Autoren beispielsweise gesetzt. Das Network besteht jedoch auf einem Vorsprechen, bei der der Brite prompt gnadenlos durchfällt. Aber Matt LeBlanc sei an der Rolle interessiert, eröffnet Carol dem Paar kurz darauf begeistert. Matt LeBlanc? Ausgerechnet der seit seinem Durchbruch als Joey in „Friends“ als total oberflächlich geltende Darsteller? Beverly und Sean sind entsetzt. Aber natürlich bekommt er die Hauptrolle, woraufhin das Konzept auf Senderwunsch komplett auf ihn zugeschnitten wird. Aus „Lyman’s Boys“ wird „Pucks!“ und aus dem bis eben noch glücklichen Autoren-Ehepaar zwei Menschen, die ihren Job hassen. Und die außerdem in ihrer Freizeit noch die Babysitter für ihren Star spielen müssen, erweist sich LeBlanc doch als ebenso anhänglich wie anstrengend. Bald ist auch noch die Ehe der Lincolns in Gefahr…

Als fiktionalisierte Version seiner Selbst beweist LeBlanc sein Talent

Eine Serie mit einem solchen „Blick hinter die Kulissen“-Thema läuft immer Gefahr, nicht mehr zu werden als ein langer Insider-Witz. Dass das auf „Episodes“ nicht zutrifft, ist zum einen den Darstellern zu verdanken: Mangan und Greig sind die ideale Verkörperung des sympathischen, aber mit permanenter stiff upper lip versehenen britischen Ehepaars mit Sinn für feinen Humor. LeBlanc ist als fiktionalisierte Version seiner Selbst hingegen das Fleisch gewordene Stereotyp eines US-Fernsehstars: ebenso unbeschwert wie oberflächlich, egozentrisch und blind für die Befindlichkeiten der Menschen um ihn herum. Den echten LeBlanc kann man gar nicht genug für seinen Mut bewundern, dieses Image in der Rolle so hemmungslos auf die Spitze zu treiben und zu persiflieren, das er seit seiner einen großen Erfolgsrolle nicht mehr los wird. Dabei beweist er mehr als in „Friends“ selbst, welch komödiantisches Talent wirklich in ihm steckt. Trotz aller zugeschriebenen negativen Charaktereigenschaften bleibt der fiktive LeBlanc höchst sympathisch, was auch daran liegt, dass er immer die besten Pointen in den Mund gelegt bekommt und manchmal eben doch erstaunliche Einsichten offenbart.

Womit wir beim zweiten Punkt wären: den Drehbüchern. „Friends“-Miterfinder David Crane und sein Koautor Jeffrey Klarik schöpfen das Potential ihres Konzepts voll aus und variieren es auch nach drei Staffeln noch so geschickt, dass es nie langweilig wird. Auch wenn sie dabei so ziemlich alle Klischees bemühen, die über die Oberflächlichkeit der Amerikaner im Allgemeinen und das US-Fernsehbusiness im Besonderen herrschen, wirken ihre Figuren immer zutiefst menschlich. Hinter ihrer überfreundlichen Happy-go-lucky-Fassade ist eben auch Carol nur ein einsamer Mensch auf der Suche nach Nähe.

Wie die allermeisten Showtime-Comedys ist auch „Episodes“ wesentlich hochwertiger inszeniert als gängige Sitcom-Formate. So gibt es relativ viele Außenszenen, etwa am Strand, statt ewig gleicher Sets. Befreit von den starren Regeln des US-Networkfernsehens ist der Humor oft ziemlich deftig, aber nie wirklich geschmacklos. Am witzigsten sind aber die zahlreichen Seitenhiebe auf die Einfallslosigkeit und Kleinster-gemeinsamer-Nenner-Mentalität des gegenwärtigen Network-TVs selbst. So ist der einzige neue Quotenerfolg in der Serie eine Comedy über einen sprechenden Hund. Als am Ende der ersten Staffel ihr „Pucks!“ tatsächlich eine Serienbestellung erhält, sind Beverly und Sean entsetzt – im Gegensatz zu den Zuschauern, garantiert das doch weitere höchst vergnügliche Staffeln von „Episodes“.

Die ersten beiden Staffeln von „Episodes“ stehen bei Maxdome zur Verfügung. Und hier geht es zur Übersicht aller Serien bei Maxdome.

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