Zum Tod von Glen A. Larson: „Battlestar Galactica“ (TOS) revisited

Als Helden noch Helden waren: die Crew des "Battlestar Galactica"; Foto: Universal TV

Der legendäre Serien-Produzent und -Autor der 1970er und 80er Jahre Glen A. Larson („Magnum“, „Quincy“, „Ein Colt für alle Fälle“) ist am Freitag im Alter von 77 Jahren gestorben. Manche böse Zungen behaupten, er hätte in seiner Karriere nur eine gute Idee gehabt: den roten, von links nach rechts und zurück wandernden Lichteffekt.

Den verwendete er gleich zwei Mal: beim Auto K.I.T.T. in „Knight Rider“ und bei den androiden Cylonen in „Battlestar Galactica“ (The Original Series). Eine Wiederbegegnung mit der klassischen Science-Fiction-Serie von 1978/79 widerlegt jedoch alle Unkenrufer.

Wer in den 1980er Jahren aufgewachsen ist, für den gehörte die Originalserie „Kampfstern Galactica“ zu den seltenen Science-Fiction-Highlights, die das damals noch auf drei bis vier Sender beschränkte deutsche TV-Angebot zu bieten hatte: zuerst in Form der drei Kinofilme, die in regelmäßigen Abständen immer mal wieder im Ersten gezeigt wurden. Dass es dazu noch eine ganze TV-Serie gab, erfuhr man hierzulande erst, als RTLplus sie 1989 ins Programm nahm – mit zehnjähriger Verspätung. Damals wusste man mangels Internet auch immer noch nicht, dass die Kinofilme nur ein Zusammenschnitt jeweils mehrerer Serienfolgen für den europäischen Markt waren – die dann wiederum bei der deutschen Fernsehausstrahlung größtenteils einfach ausgelassen wurden.

Als dann 2003 die Neuauflage der klassischen Serie startete, war man als alter Fan natürlich erst einmal misstrauisch: Weiberheld Starbuck plötzlich als Frau, Boomer eine Asiatin und die Cylonen mit menschlicher Gestalt? Konnte das gutgehen? Es konnte und schnell wurde Ronald D. Moores „Re-Imagination“ erfolgreicher als es das Original jemals war, definierte für viele Science-Fiction-Fans neu, was dieses Genre im Fernsehen leisten kann. Danach zur alten Serie zurückzukehren, war schwierig, wirkt sie im direkten Vergleich doch oft reichlich trashig. Mit dem Abstand einiger Jahre nach dem Ende der Neuinterpretation wagte ich mich jetzt noch einmal an eine Wiederbegegnung mit den 24 Folgen der ersten und einzigen Staffel der Originalserie (über das im Kinderprogramm nachgeschobene Sequel „Galactica 1980“, das mit dem Ursprungskonzept kaum noch etwas zu tun hatte, hüllt man besser den Mantel des Schweigens). Auf DVD sah ich zum ersten Mal die komplette Serie inklusive des ungekürzten Pilotfilms und der zum zweiten Kinofilm verwursteten Folgen, und erstmals auf Englisch – also so, wie die Serie seinerzeit auch im US-Fernsehen lief.

Mehrwert durch zusätzliche Szenen

Zunächst war ich überrascht, wie gut der Pilotfilm auch nach 35 Jahren noch funktioniert. Die Spezialeffekte (von „Star Wars“-Mitarbeiter John Dykstra) sind immer noch beeindruckend, die Musik von Stu Phillips und dem Los Angeles Symphony Orchester ist fantastisch (an der Titelmelodie schrieb Larson selbst mit, was ihm eine Grammy-Nominierung einbrachte) – und auch die Story fesselt, obwohl alles etwas leichter abgehandelt wird als in der düsteren Miniserie, die 2003 die Neuauflage einleitete. Die zusätzlichen Szenen sind absolut sehenswert: Manche sind zwar für die Handlung verzichtbar, liefern aber interessante Charaktermomente. So erfahren wir, dass Starbuck durchaus bereit war, mit seiner Freundin Athena eine ernsthaftere Beziehung einzugehen, und vor allem erleben wir, dass auch Lorne Greenes Commander Adama nach der Zerstörung der Zwölf Kolonien Selbstzweifel hatte, was seine Führungsrolle für die Überlebenden anging. Andere Szenen erklären Hintergründe, die für die Geschichte durchaus wichtig sind. So lernen wir, dass die Cylonen ursprünglich eine Echsenrasse waren, die von ihren eigenen Schöpfungen, den Androiden, überlebt wurden – die Menschen nannten diese einfach weiter nach ihren Erbauern.

Viele der weiteren Folgen sind Doppelfolgen, und diese sind es auch überwiegend, die die Geschichte der Suche der Rest-Menschheit nach der Erde, auf die der dreizehte Stamm vor Urzeiten ausgewandert sein soll, vorantreiben. Dabei landen die Überlebenden auf dem altägyptisch anmutenden Planeten Kobol, dem Ursprungsplaneten der Menschheit, begegnen dem totgeglaubten legendären Commander Cain (großartig: Lloyd Bridges), treffen auf engelhafte Wesen einer höheren Evolutionsstufe und schließlich auf Bewohner eines erdähnlichen Planten namens Terra, der kurz vor einem Nuklearkrieg steht. Einige dieser Zweiteiler sind absolut kinoreif, während die letzten beiden leider nach einer vielversprechenden Auftaktfolge in der Auflösung ins Alberne abdriften. Da schreckten die Autoren dann auch nicht vor humanoiden Robotern zurück, deren Verhalten an Laurel und Hardy erinnert, und vor Gegnern, die nicht nur alte SS-Uniformen aufzutragen scheinen, sondern auch noch die Ideologie und den Akzent der Nazis übernommen haben.

Abenteuerlust und Kameradschaft statt Ambivalenz und Düsternis

Die Einzelfolgen sind überwiegend eher Füllerepisoden, in denen entweder Starbuck oder Apollo jeweils auf einem Planeten (not-)landen (der dann wahlweise ein Western- oder Fantasy-Ambiente bietet) oder ein Konflikt innerhalb der Flotte abgehandelt wird. Während man auf Folgen mit schweineähnlichen Gegnern oder Einhörnern gerne verzichtet hätte, sind einige dieser Stand-Alone-Episoden durchaus sehenswert. „Fire in Space“ etwa (das auch für den zweiten Kinofilm verwendet wurde) ist die vielleicht beste Folge der ganzen Serie.

Die Figuren sind hier, wie es im US-Fernsehen der 70er üblich war, wesentlich einfacher angelegt als in der neuen Version. Vor allem stehen Abenteuerlust und Kameradschaft einer knappen Handvoll Helden im Mittelpunkt: der Viper-Piloten Apollo (Richard Hatch), Starbuck, Boomer (Herb Jefferson jr.) und in der zweiten Staffelhälfte auch Sheba (Anne Lockhard) als weiblicher Neuzugang. Das sind sympathische Helden, wie man sie etwa auch aus der zeitgleich entstandenen ersten „Star Wars“-Trilogie kennt, ohne große Ecken und Kanten, ganz anders als die ambivalenten, zerrissenen Figuren von 2004. Dirk Benedicts augenzwinkernde Darstellung des Womanizers Starbuck muss man aber einfach lieben. Schauspielerisch sticht jedoch vor allem Lorne Greene heraus, der den weisen Commander Adama sehr theatralisch gibt. Hinzu gesellt sich ein interessantes Ensemble an Nebenfiguren, vom Verräter Baltar (John Colicos mit permanentem diabolischem Overacting) bis zu Laurette Spangs einfühlsamer Medizintechnikerin und Starbuck-Dauerfreundin Cassiopeia. In Gastrollen haben neben Bridges auch andere Altstars wie Fred Astaire ihre großen Auftritte.

Gut gealtert, aber ein Produkt ihrer Zeit

Natürlich ist die Serie ganz und gar ein Produkt ihrer Zeit und wer nicht mit ihr aufgewachsen ist, wird angesichts vieler cheesiger Elemente wie dem Roboterhund des kleinen Boxey (in dem wohl ein echter Affe steckte), den Cylonen, die hier eben noch Statisten in Blechkostümen waren, und teils trashigen Kulissen seine Schwierigkeiten haben. Andererseits ist sie auf Grund des Sci-Fi-Themas wesentlich besser gealtert als die meisten in der damaligen Gegenwart angesiedelten Serien der gleichen Entstehungszeit. Was hier erzählt wird, ist überwiegend klassische Fernseh-Science-Fiction – mit durchaus ernsteren Zwischentönen. Des Öfteren ist man erstaunt, wie viele Elemente Ronald D. Moore für seine Version übernommen hat: von den ständigen Konflikten zwischen Adama und dem zivilen „Rat der Zwölf“ bis zum genialen Fluchwort Frack. Bemerkenswert ist auch, dass die Serie – für die damalige Zeit höchst ungewöhnlich – erstaunlich viele übergreifende Handlungen hat. Da ist eben nicht jedes Mal wieder vergessen, was in der Folge davor geschehen ist, Figuren werden wieder aufgegriffen oder zumindest erwähnt, sogar verstorbene. Es wäre durchaus interessant gewesen, wie sich das entwickelt hätte, wenn der Sender eine angemessene Fortsetzung ermöglicht hätte.

Stattdessen wurde die Reise der Galactica nach einer Staffel abrupt beendet, da die Einschaltquoten für die hohen Produktionskosten nicht ausreichten. Mit einem abgespeckten Konzept (die Flotte erreicht die Erde des Jahres 1980 und schlägt sich fortan mit den Cylonen in New York herum statt im All) und bis auf Greene komplett ausgetauschter Besetzung drehten die Produzenten ein Jahr später noch zehn Folgen der Nachfolgeserie (in Deutschland werden beide bis heute unter dem gemeinsamen Namen „Kampfstern Galactica“ vermarktet, zuletzt in einer DVD-Gesamtbox). Die 24 ursprünglichen Folgen jedoch sind Glen A. Larsons wahres Vermächtnis – sorry, „Magnum“-Fans – und zählen auch heute noch zu den TV-Highlights der 70er Jahre.

Die Serie ist als Komplettbox bei Koch Media erschienen.

2 comments

  1. Interessant ist ja auch, dass Schauspieler Richard Hatch (Apollo) ein Konzept für eine Nachfolgeserie entwarf. Er wollte die Rechte der Serie aufkaufen und was Neues starten. Er hatte sogar einen Mood-Teaser dafür drehen lassen. Man hielt ihn lange hin – und dann wollte das Studio die Rechte nicht hergeben. Hatch war ziemlich verbittert. Und ich glaube, dass er auch aufgrund des negativen Eindrucks, den das Ganze bei den Fans bewirkte, eine Rolle (nicht als Apollo) in der neuen „Galactica“-Serie bekam.

    Hier der Mood-Teaser: http://www.youtube.com/watch?v=_s8heJPX8xk

    Und auch noch mit „echten“ Cylonen. Die menschlichen Cylonen bzw. die Pixel-Monster der neuen Serie haben mir überhaupt nicht gefallen.

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