Cultural clash im Land, wo die Zitronen blühen: „Love Is All You Need“

Bei der Landschaft schmelzen selbst verhärtete Herzen: Philip (Pierce Brosnan) und Ida (Trine Dyrholm) unterwegs in Italien; Foto: Prokino

Ida ist eine einfache, aber herzensgute Dänin, die gerade erfolgreich eine Krebstherapie überstanden hat, Philip ein irischer Geschäftsmann in Kopenhagen, der seit dem Tod seiner Frau niemanden mehr an sich heranlassen will. Am Flughafen knallen die beiden Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, buchstäblich aufeinander – und stellen fest, dass sie beide zur selben Hochzeit auf Philips Anwesen nebst Zitronenhain in Italien unterwegs sind: der von Idas Tochter und Philips Sohn.

Nach ihrem Oscargewinn mit „In einer besseren Welt“ versucht sich Susanne Bier in einem leichteren und deshalb oft umso schwerer zu inszenierenden Genre, der romantischen Komödie. Unterstützt wird sie dabei wiederum von Co-Autor Anders Thomas Jensen, der den dänischen Filmboom der vergangenen 15 Jahre auf Drehbuchseite fast alleine verantwortet, von „Mifune“ bis „Adams Äpfel“. Pierce Brosnan bringt einen Hauch von „Mamma Mia“ mit in die Geschichte, die ansonsten von starken dänischen SchauspielerInnen getragen wird, die auch deutsche Zuschauer aus Kino und Fernsehen kennen dürften: Trine Dyrholm, sonst eher auf effektive Nebenrollen abonniert, darf ihren Charme endlich einmal in einer Hauptrolle ausspielen, Paprika Steen und „Die Brücke“-Star Kim Bodnia geben die schrägen Angehörigen. Wobei der Film meistens ohnehin auf die Gegensätze zwischen grundsätzlich leicht ausgeflippten, aber herzlichen Dänen und dem gefassten, aber emotional schwer zugänglichen irischen Vater-Sohn-Gespann setzt.

Bier inszeniert natürlich keine platte Romcom à la Hollywood, sondern bleibt ihrem Stil mit einer klassischen Tragikomödie treu. Dabei sind die meisten Gags zwar nett, aber doch zu harmlos für laute Lacher. Weitgehend gelungen ist die sensible Figurenzeichnung, die allen Charakteren trotz ihrer offensichtlichen Schwächen ihre Würde lässt und auf Klischees verzichtet. So kommt durchaus Stimmung auf, wenn Bier und Kameramann Morten Søborg die romantische Atmosphäre Süditaliens am Schluss auch etwas zu sehr bemühen. Ohnehin kann man sich bei den meisten in Südeuropa spielenden Filmen nordeuropäischer Regisseure fragen, warum überhaupt noch jemand in Dänemark oder Deutschland lebt, wenn das Leben in Italien oder Spanien doch angeblich so viel besser ist. Die emotionale Wucht ihrer großartigen Dramen „Brødre“ und „Nach der Hochzeit“ erreicht Bier mit ihrem neuen Werk zwar nicht, dafür ist es aber auch nicht so überambitioniert-verlogen wie „In einer besseren Welt“.  kir

Seit 22. November im Kino.

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