Don’t judge a film by its cover: „A Beginner’s Guide to Endings“

Zähl die Screentime-Minuten: Harvey Keitel in einem seiner seltenen Auftritte in diesem Film; Foto: entertainmentone/WVG

Es gab mal eine Zeit, es ist etwa 12 bis 15 Jahre her, da war Harvey Keitel einer der größten Stars des amerikanischen Independentkinos und ein sicherer Kassengarant besonders für jene Sparte, die man als irgendwie tarantinoesk bezeichnen könnte. Nach einigen Jahren späten, wohl verdienten Ruhms (schließlich war Keitel zum Zeitpunkt seines Durchbruchs schon Jahrzehnte im Geschäft) wurde es wieder ruhiger um den Charakterdarsteller – zwar dreht er weiterhin regelmäßig Filme, aber nur wenige davon schaffen es hierzulande überhaupt noch auf die Leinwand. Als Publikumsmagnet scheint er aber zumindest unter Verleihern immer noch zu gelten. Anders ist jedenfalls nicht zu erklären, warum er groß das DVD-Cover von Jonathan Sobols Indie-(Tragi-)Komödie „A Beginner’s Guide to Endings“ schmückt. Zwar fungiert er darin als Erzähler, sein Charakter stirbt aber bereits nach zehn Minuten durch einen skurillen Suizid. Danach taucht er durchaus noch einige Male auf, vor allem in Rückblenden, seine gesamte Screentime dürfte sich aber auf höchstens 15 Minuten belaufen.

Das ist irgendwie Etikettenschwindel, muss den Film aber natürlich nicht unbedingt schlechter machen. Leider fällt Sobol, von dem auch das Drehbuch stammt, zu der nicht gerade originellen, aber immer wieder gerne genommenen Ausgangssituation nicht besonders viel Neues ein: Drei ungleiche Brüder wollen ihr Leben auf die Reihe bringen, nachdem sie erfahren haben, dass sie ebenfalls dem Tode geweiht sind. Episodenhaft folgt der Film den Figuren bei ihren mal verzweifelten, mal unfreiwillig komischen Bemühungen. Einigermaßen gelungen ist nur einer der drei Handlungsstränge, der des jüngsten Bruders, der eine Liste der Dinge, die er unbedingt noch getan haben will, abarbeitet. Vorhersehbarer Weise gehört dazu auch, eine heimliche Liebe anzusprechen. Die anderen Figuren bleiben weitgehend blass, ebenso wie ihre Darsteller, darunter auch die als Six aus „Battlestar Galactica“ bekannte Tricia Helfer, die nicht viel mehr zu tun bekommt als nett auszusehen. Und auch die Gags versanden meist auf dem Weg zum Ende, das natürlich alles noch mal über den Haufen wirft – freilich ohne wirklich überraschen zu können. „A Beginner’s Guide…“ ist einer dieser US-Indiefilme, die besonders originell sein wollen, aber doch nur bemüht Erzählmuster und visuelle Spielereien variieren, die Filmfreunde in den vergangenen knapp 20 Jahren wohl schon Hundert Mal gesehen haben. Schade, dass Keitel keine interessanteren Bücher mehr angeboten bekommt.

USA 2010 R. und B.: Jonathan Sobol. Mit: Harvey Keitel, JK Simmons,  Scott Caan, Paulo Costanzo, Jason Jones, Tricia Helfer. 93 Min. Sprachen: Deutsch, Englisch; Untertitel: Deutsch. Extras: Making Of: A Beginner’s Guide to Endings; A Beginner’s Guide to Directing. Vertrieb: WVG. Seit 9. Februar als Verleih-DVD, ab 24. Februar als Verkauf-DVD.

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