Rückkehr zum Planet der Schweine: Comic-Rezi „Die Muppet Show“

Egmont Ehapa

Vergesst „Planet der Affen“! Auch eine andere berühmte, viel lustigere SF-Serie mit tierischen Hauptfiguren wird gerade wieder belebt: „Schweine im Weltall“. Allerdings nicht auf der Leinwand oder im Fernsehen, sondern in Comicform. Die neue Muppet-Reihe des Egmont Ehapa Verlags lässt auch all die anderen Sketche aus Jim Hensons legendärer TV-Show wieder auferstehen.

Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet ein Comic zur „Muppet Show“ eine der originellsten und treffendsten Adaptionen einer TV-Serie wird? Roger Langridge, der die US-Heftreihe für den (bisherigen) amerikanischen Disney-Verlag Boom! im Alleingang schrieb und zeichnete, ist damit genau dieses Kunststück gelungen. Er versucht gar nicht erst, eine kindliche Leserschaft zu erreichen, sondern wendet sich klar an Erwachsene. Das ist gleich doppelt sinnvoll: Auch die TV-Show richtete sich ursprünglich ja an ein älteres Publikum und lief nur bei uns im Kinderprogramm, und der Comic dürfte trotzdem wohl vor allem von Fans gekauft werden, die vor mehr als 30 Jahren mit ihr aufwuchsen. So machen Langridge und Michael Bregel, der seine Texte ins Deutsche übertragen hat, denn auch viele Gags, die wohl nur erwachsene Leser verstehen, etwa über Shakespeare und seine Übersetzer oder die gealterten Rolling Stones, die hier als „Wimmer Twins“ auftreten.

Die cartoonhaft überdrehten Zeichnungen und pointierten Dialoge treffen den Ton der Vorlage erstaunlich genau, inklusive vieler liebevoller Anspielungen ans Original, von einer Begegnung der beiden Hausmeister aus unterschiedlichen Staffeln bis zu Kermits erneuter Reportage über die Koozebanianer. Langridge übernimmt die formale Struktur der TV-Sendung: Jedes Heft gibt eine Show im Muppet-Theater wieder. Zwischen die bekannten Sketche wie „Schweine im Weltall“ oder „Die Tierklinik“ flechtet er eine Rahmenhandlung hinter den Kulissen, in denen jedesmal ein anderer Charakter im Mittelpunkt steht. Darin schafft er es, den Figuren bemerkenswerte „menschliche“ Tiefe zu verleihen, etwa wenn Kermit Heimweh nach dem Sumpf bekommt oder Piggy Angst um ihre Beziehung zum Frosch hat. Obwohl der Ursprung der Charaktere als Puppen in den Zeichnungen dank Klappmäulern und Tischtennisball-Augen immer erkennbar bleibt, bietet das Medium ihnen natürgemäß einen größeren Spielraum bei Mimik und Gestik, was Langridge voll ausschöpft.

Der Comic funktioniert ebenso als aktuelle Mediensatire (wie schon die TV-Show) wie als nostalgisches Sequel zum legendären Original. In Roger Langridge hat Muppet-Schöpfer Jim Henson einen würdigen Erben gefunden, der den Geist seiner Kreation nicht nur verstanden, sondern perfekt wiederbelebt hat. Insgesamt ein großer Spaß, den Ehapa in einer preisgünstigen deutschen Ausgabe vorlegt, mit jeweils vier US-Heften (plus Bonus in Band 1) in einem Hardcover.

Roger Langridge: „Die Muppet Show“. Bisher zwei Bände, Egmont Ehapa Verlag 2011. Je ca. 110 Seiten, je 9,99 €.

 

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